Kaum ist die neu gestaltete Landfeste am Saaleufer hinter der Paradiesbrücke fertig und damit auch die hübsche Bronzeplastik „Mädchen mit Taube“ dort aufgestellt, ist sie auch schon wieder aufs Gröbste, um nicht zu sagen: Dämlichste beschmiert. Es ist einfach nur ärgerlich, wie wenig Achtung und Wertschätzung öffentliches Kulturgut heute genießt. Und da dies bei Weitem kein Einzelfall von Vandalismus im öffentlichen Raum – nicht nur in unserer Stadt – ist und dieses Problem von Jahr zu Jahr zuzunehmen scheint, stellt sich allmählich die Frage, ob dies ein Spiegelbild generellen Verfalls von Werten in unserer Gesellschaft ist. Wie sonst soll man sich die permanente Zerstörungswut und Bereitschaft, schöne Dinge, die andere erfreuen, zu verunstalten oder kaputt zu machen, erklären? Man denke nur beispielsweise an die ständige Vermüllung und Beschmierung von Ernst-Abbe-Denkmal, Friedensberg-Rondell oder kürzlich wieder einmal die Beschädigung des Froschköniginnen-Brunnens in der Oberaue.
Heute wird nun das neu gestaltete Areal an der Saale coronabedingt nur in kleinem Rahmen eingeweiht und der Öffentlichkeit übergeben. Seit August diesen Jahres ist die niedliche kleine Plastik der lebensfrohen frechen Göre, die mit einer Taube auf ihrer linken Schulter kecke Zwiesprache hält und auf den Fluss schaut, fester Bestandteil der Landschaftsfläche. Sie erhielt auf der oberen Stufe der neu angelegten so genannten „Lacheterrassen“ ihren dauerhaften Standort. Bis dahin hatte sie eine Odyssee mehrerer Umzüge hinter sich.
Die lebensgroße Figur wurde Anfang der 1980er Jahre von der Kappellendorfer Künstlerin Kerstin Stöckel nach dem Abbild ihrer damals etwa zehnjährigen Tochter geschaffen. Ursprünglich stand sie vor einer Kindereinrichtung in der Frauengasse. Nach der Wende zog das „Mädchen“ in den Garten einer kita in der Paradiesstraße um, wo es bis 2015 auf einem Betonsockel stand. Auf Grund einer Neunutzung des Areals erfolgten dort der Abbau und die Einlagerung auf einem Gelände des Kommunalservice Jena, wobei zu dieser Zeit niemand wusste, wem die Plastik eigentlich gehörte und wer sie geschaffen hat. Erst eine Zeitungsumfrage ergab darüber Aufschluss. Schnell wurde offensichtlich, dass die Eigentumsverhältnisse völlig unklar waren. Im Dezember 2018 konnte JenaKultur das Kunstwerk für 10.000 € von der Künstlerin ankaufen. Die Figur ist seither offiziell in städtischem Besitz.
Auf der Suche nach einem neuen geeigneten Aufstellungsort stand zunächst das sanierte Freiflächenareal „Am Rähmen“ zur Diskussion. Da hier aber letztlich kein passender Platz gefunden werden konnte, wurde diese Option der Wiederaufstellung alsbald verworfen. Geradezu ideal erschien hingegen der Vorschlag des Fachbereiches Stadtentwicklung, die kleine Plastik als hübschen Blickfang auf den so genannten „Lacheterrassen“ der Landfeste zu integrieren.
Seit Dezember 2019 befand sich die Figur bei einem Bronzerestaurator in Leipzig, wo sie mit Mitteln von JenaKultur umfänglich saniert und gereinigt wurde, bevor sie im Sommer nun ihre endgültige neue Platzierung in unmittelbarer Nähe zur Saale erhielt.
Es bleibt zu hoffen, dass sich die gemeinschaftlichen Mühen um die Wiederaufstellung der Plastik gelohnt haben und das sympathisch-fröhliche Kunstwerk aus DDR-Zeiten künftig von weiteren Vandalismusakten verschont bleibt. Verdient hat es die Kleine allemal.
Die lebensfrohe Plastik am Saaleufer zu sehen, erfreut uns jedes Mal, wenn wir nun an der Landfeste entlang spazieren oder radeln.
Haben Sie das Areal schon begutachten können? Finden Sie die Umgestaltung gelungen?