News // 28.03.2022
Ein Interview mit Lutz Engelhardt
Bild: Lutz Engelhardt und Roberto Fonseca | © Engelhardt
Seit der ersten Kulturarena ist Lutz Engelhardt dabei. Als Künstlerischer Leiter und Booker in Personalunion zeigt er sich seit 1992 dafür verantwortlich, zu welchen Klängen auf dem Jenaer Theatervorplatz getanzt wird. Mit seiner Agentur Engelhardt Promotions betreut er zudem verschiedene Künstlerinnen und Künstler sowie Festivals wie den Hafensommer Würzburg oder die Sommerperlen in Darmstadt.
Ich wurde vorgewarnt, dass wir in anderen musikalischen Richtungen unterwegs sind…
Das stimmt, ich komme eher aus dem Punkrock.
Meine Anfänge liegen gar nicht so weit weg davon: Im AStA der Uni Kassel, für den ich Mitte der Achtziger meine ersten Konzerte organisierte, haben wir auch Punk-Konzerte veranstaltet. Das war ja damals irgendwie normal. Zu der Zeit habe ich eigentlich fast ausschließlich Konzerte gebucht, die dem weiten Feld der Independent-Musik zuzuordnen waren. Sobald es zu kommerziell wurde, haben wir die Augen verdreht und uns anders orientiert. 1987 veranstaltete ich zur Documenta eine Musikreihe, die hieß “Musik zur Documenta” – kein besonders innovativer Titel, aber da haben dann zum Beispiel S.Y.P.H. eines ihrer letzten Konzerte gespielt. Phillip Boa & The Voodoo Club waren dabei, Three Men Pissing In The Rain von Jim Avignon, Global Shaman, Cassandra Complex oder die damals sehr hippen Multicoloured Shades. Das waren damals relativ schräge, innovative Bands. Nach dem Documenta-Sommer hat mich Norbert Reif in das Kasseler Kulturamt geholt, wo ich fortan für das Booking des Kulturzeltes Kassel und vieler anderer Musik-Events zuständig war.
Wie ging es von dort weiter nach Jena?
Norbert Reif war bei einer Tagung irgendwo im Harz und lernte dort den damaligen Jenaer Kulturdezernenten Klaus Hattenbach kennen. Norbert kam zurück und meinte: “Ich habe da einen wahnsinnig spannenden Menschen kennengelernt, Klaus Hattenbach. Der hat mich gefragt, ob ich mir vorstellen könne, nach Jena zu kommen. Hast du nicht Lust mitzugehen?” Ich musste da nicht lange überlegen und wir haben uns dann zu zweit, quasi als Doppelspitze in Jena beworben. Ich hatte ohnehin viele verwandtschaftliche Verbindungen in die DDR, ins Eichsfeld. Da war ich als Kind und Jugendlicher im Rahmen des kleinen Grenzverkehrs jedes Vierteljahr. Deshalb hatte ich schon immer einen engen Bezug zur damaligen DDR und habe den Prozess bis hin zum Mauerfall näher als andere Wessis verfolgen können.
Es gab aber auch Vorbehalte. Im Nachhinein habe ich erfahren, dass die damalige Verwaltungschefin Hattenbach warnte: “Klaus, pass auf! Einen schaffst du vielleicht, aber zwei - das ist gefährlich.” Da bin ich also rausgeflogen und war stinksauer, auch auf Norbert, weil wir uns explizit als Doppelspitze beworben hatten, er dann aber alleine nach Jena gegangen ist.
Irgendwann hatte sich mein Ärger aber verzogen und Anfang 1992 verließ ich das Kasseler Kulturamt und gründete meine eigene Firma. Das war mir alles zu viel Verwaltung mit ellenlangen Vermerken für jede Flasche Schampus, die man den Künstlern in die Garderobe stellte.
Zeitgleich fragte mich Norbert, ob ich mir vorstellen könne, in Jena so etwas wie das Kulturzelt aufzuziehen.
So fing das an. Wir haben dann aus dem Stand mit relativ wenig Geld und einer ziemlich pessimistischen Besuchererwartung die erste Kulturarena aus dem Boden gestampft – allen Warnungen zum Trotz.
Wie waren die Gegebenheiten? Zumindest der Ort wirkte anfangs sehr improvisiert.
Der war auch ziemlich improvisiert. Aber Norbert hat mit seinen Mitarbeitern relativ schnell eine Infrastruktur geschaffen, die funktioniert hat.
Am Anfang gab es das Vordach noch nicht. Da haben wir vor die Theaterbühne einfach eine andere überdachte Bühne gesetzt. Irgendwann haben wir dann einen befreundeten Architekten, der mit seinen Spannbau-Konstruktionen auch am Münchner Olympiastadion beteiligt war, gefragt: “Kannst du uns nicht für das Theater ein kostengünstiges und funktionales Vordach konstruieren?”
Und seitdem hängt das da. Es ist wie ein Wunder, denn wenn man sich die Größe dieses Vordaches anschaut, wirkt es eigentlich viel zu klein. Ich weiß gar nicht, ob wir das damals mitbedacht hatten, aber der Wind ist unser Verbündeter und kommt fast immer von der anderen Seite, sodass wir nur minimale Ausfälle wegen des Wetters hatten.
Wie passten damals Jena und Weltmusik zusammen?
In Jena hatten wir keine Anlaufprobleme. Das Publikum war ziemlich offen. Probleme gab es im Bereich Comedy, weil der Humor ein komplett anderer war. Bei den wenigen Versuchen, die wir da gemacht haben, sind die Künstler zum Teil auf der Bühne gestorben und voll gegen die Wand gelaufen. Der Humor war damals im Osten viel feiner. Man hat einfach mehr auf Inhalte und Texte geachtet. Mit Comedy konnte man nicht so viel anfangen, das war den Leuten zu platt.
Aber im Weltmusikbereich bestand eine enorme Offenheit. Die Leute waren schlichtweg ausgehungert, die hat alles interessiert, was aus dem Ausland kam. Die Besucher waren viel offener als im Westen, auch und insbesondere für schräge musikalische Projekte.
Uns war schon ganz zu Beginn wichtig, immer wieder Grenzen zu überschreiten – weg von der reinen Folklore, hin zu dem, was man damals “Weltmusik” oder “World Music” genannt hat.
Bild: Carsten Müller und Lutz Engelhardt | Fotograf: Holger John
Am Anfang waren ja weder das Festival noch die Stadt bekannt. Wie fielen da die Reaktionen der Künstler und Künstlerinnen aus?
Die fanden das total klasse. Ostdeutschland war Anfang der 1990er für Bands aus dem Westen Niemandsland. Für die meisten Künstler war das ein großes Abenteuer und die meisten von ihnen sind da auch viele Kompromisse eingegangen. Wenn da mal die Technik nicht gestimmt hat, war das völlig okay.
Ich fand immer die Rückmeldungen spannend, wenn (was ja sehr häufig vorkam) Bands heute in Kassel und morgen in Jena spielten. Es war eigentlich immer so, dass sie Jena für die größere Stadt hielten. In Jena hat sich städtebaulich enorm viel getan seit der Wende und man hat da sehr viel richtig gemacht. Da gibt es viele Kneipen am Markt und die Innenstadt ist im Gegensatz zu Kassel auch nachts noch belebt. Das hat sich bei vielen Kulturarena-Künstlern eingeprägt.
Kommen deshalb auch viele Bands gerne wieder?
Wenn ein Auftritt gut läuft, kommen Bands immer gern wieder. Das ist ja nichts Spezifisches für die Kulturarena. Was Festivals wie die Kulturarena auszeichnet, ist ein ganz spezieller Humus, der erst im Laufe der Jahre entstehen kann.
Oft fahren Bands von Festival zu Festival und dann haben sie mittendrin einen Auftritt in Jena. Da spielen dann keine 80 anderen Bands, die das Publikum weggucken muss, keine 80 Bands, um die sich die Veranstalter kümmern müssen. Da hat eine Band einen ganzen Abend und erfährt die volle Aufmerksamkeit aller Beteiligten. Und das tut den Künstlern enorm gut, das kann man regelrecht spüren.
In der Regel sind Festivals wie die Kulturarena auch nicht kommerziell. Das machen Leute, weil sie ein Faible für Musik haben. In Jena ist die Situation zudem besonders, weil es die Stadt selbst veranstaltet. Das ist selten geworden – die meisten Kulturämter steigen ab einem bestimmten Punkt aus. Wenn eine gewisse Größe erreicht ist, dann ist das Ausrichten eines solch großen Events eine komplette Überforderung für Kulturämter, also geben die das ab oder machen es gar nicht mehr. In Jena hat man es geschafft, mit JenaKultur einen schlagkräftigen Veranstalter zu schaffen, der nicht nur hier veranstaltet, sondern zusätzlich in den eigenen Häusern und über das ganze Jahr hinweg. Das ist eine enorme Kraftanstrengung gewesen und man kann Dr. Margret Franz gar nicht dankbar genug sein, dass sie das durchgezogen hat.
Hat das Einfluss auf den Kostendruck und die Finanzierbarkeit?
Durch den Erfolg der Arena im Laufe der Jahre ist es dazu gekommen, dass öffentliche Subventionen im Vergleich zu anderen Festivals nur in einem sehr bescheidenen Rahmen stattfinden. Die beiden Corona-Jahre hier einmal ausgenommen. Und daran hat man sich gewöhnt. Das ist gar kein Vorwurf, aber der enorme Erfolg hat zu der undankbaren Situation geführt, dass man sich in ein Kostenkorsett begeben hat, das hier oder dort einfach zu eng ist. Auftragsproduktionen oder Projekte, die in dieses Korsett nicht passen, sind in einem solchen Kontext kaum noch machbar. Wenn die Einnahmen sich mit den Ausgaben decken sollen, ist für kostspielige Experimente kein Platz mehr. Wir setzen da auf eine Querfinanzierung innerhalb des Festivals, aber die ist natürlich beschränkt.
Bedeutet das, dass man Bands einlädt, die die Arena voll machen, damit man sich auch mal ein kleines Experiment leisten kann?
Absolut, allerdings nur solange, wie unser Qualitätsanspruch gehalten wird. Den Luxus leisten wir uns. Obwohl das aufgrund der enorm gestiegenen Infrastrukturkosten immer schwieriger wird. Das Programm hat sich schon etwas verschoben hin zu Gruppen, die die entstehenden Ausgaben selbst tragen.
Die Kosten für Infrastruktur für PA, für Licht, für Backline, für Personal sind deutlich schneller gestiegen als die Gagen. Früher war es normal, dass dieses Verhältnis bei 1:1 lag – also zum Beispiel 10.000 € Gage, 10.000 € Infrastruktur. Das ist längst Geschichte. In Jena ist dieses Verhältnis noch einigermaßen im Lot, weil man auf eine schon vorhandene Infrastruktur zurückgreifen kann. Aber die Schere geht auch in Jena auseinander, sodass man an jedem Abend, egal wer auf der Bühne steht, Vorlaufkosten hat, die immer höher werden und die sich ein Außenstehender gar nicht vorstellen kann.
Das macht es immer schwieriger, Experimente einzugehen. Das bedaure ich sehr. Auch aus diesem Grunde haben wir irgendwann mal die Akustik-Reihe im Volksbad ins Leben gerufen, um dort ein zweites Spielbein zu haben. Das wird auch sehr dankbar angenommen.
Es ist traurig, aber dieser Prozess lässt sich nicht wirklich aufhalten. Wir wollen ja auch, dass das Personal fair bezahlt wird und die technischen Ausrüster ihre Kosten wieder einspielen können. Und trotz Preissteigerungen in den vergangenen Jahren wollen wir so agieren, dass sich das Vergnügen möglichst jeder leisten kann.
Das scheint schon immer ein zentraler Anspruch gewesen zu sein.
Am Anfang hat jedes Konzert 5 DM gekostet. Das war damals schon extrem günstig. Als die Bands und Erwartungen größer wurden, war das nicht mehr zu halten. Daraufhin haben wir die Jokertickets eingeführt, die eine ganz zentrale Rolle gespielt haben für den Erfolg der Kulturarena. Über die Jokertickets hatten wir in den ersten 20 Jahren einen enormen Hebel. In den Anfangsjahren konnte man damit in ⅔ aller Konzerte gehen. Das Verhältnis verschob sich dann, je bekannter die Gruppen wurden und irgendwann ist dieses Modell aufgrund der nachlassenden Nachfrage dann in den wohlverdienten Ruhestand geschickt worden.
Wir bekommen manchmal den Vorwurf, dass alles so teuer geworden ist. Angesichts der Arena-Geschichte ist das auch verständlich, aber es passiert eben auch nicht so selten, dass Managements und Agenturen sagen: “Wir kommen gern nach Jena, aber wir können nicht in Erfurt 40 € nehmen und in Jena nur 10 €. Damit machen wir die anderen Veranstalter kaputt.” Ein gewisser Mindestpreis muss manchmal sein. Aber wenn es zu dieser Diskussion kommt, gelingt es uns eigentlich immer so zu verhandeln, dass wir am untersten Ende des Tourneepreises liegen. Früher war das einfacher, weil es weniger Veranstalter gab, die ein ähnliches Künstlerprofil gebucht haben wie die Kulturarena.
Es gibt allerdings auch Agenturen, die sagen: “Wir finden das geil, dass ihr noch Konzerte für 10 € macht. Wir wissen zwar nicht, wie ihr das macht, aber wir finden das gut.”
Hat sich an der Offenheit des Publikums etwas geändert?
Grundsätzlich habe ich immer noch das Gefühl, dass in Jena eine große Offenheit herrscht. Das ist jetzt kein Schmus. Bei manchen Experimenten hatte ich in den letzten Jahren schon Bedenken. Am Ende sind es aber meistens genau diese Konzerte, die hängen bleiben. Ganz erstaunlich ist auch, dass es Künstler in der Arena Geschichte gibt, die in Jena so etwas wie Weltstars geworden sind und die im restlichen Deutschland wirklich nur Insider kennen. René Aubry ist solch ein Künstler. Als wir ihn zum ersten Mal einluden zur Kulturarena, kamen vielleicht 500 Leute und die waren so begeistert, dass sie uns reihenweise angerufen haben: “Den müsst Ihr wieder holen!” Und siehe da: im kommenden Jahr standen da tatsächlich 2000 Leute auf dem Platz. Das ist wirklich ein Phänomen und passiert gar nicht mal so selten in der Kulturarena.
Manchmal ist es aber auch eine Wiederholung zu viel. Es gibt Konzerte, von denen man denkt: “Das war jetzt das Konzert des Jahres oder gar das schönste meines Lebens.”
Solch einen Abend will man dann natürlich sofort wiederholen. Das funktioniert aber nicht, weil solche Momente sehr selten sind und es ganz viele Faktoren benötigt, um sie entstehen zu lassen. Da haben wir durchaus auch mal Lehrgeld gezahlt.
Weil man nie wieder so unbefangen an einen solchen Abend gehen wird…
Da passiert halt auch etwas zwischen Publikum und Band, das man nicht kontrollieren oder auf Knopfdruck herbeizaubern kann. Das geschieht dann einfach und es passiert genau dieses eine Mal und nie wieder. Das ist doch das tolle an Livemusik!
Es gibt eine Reihe solcher Konzerte, bei denen ich dachte: “Da kann jetzt nichts mehr kommen.” Da steht man vor der Bühne und heult. Das ist dann einfach so. Und es ist toll, dass sowas geschieht und ich finde es ganz wunderbar, dass es auch mich immer noch und immer wieder erwischt.
Ich habe in meinem Leben unzählige Konzerte gesehen. Bei einem großen Stadion-Open Air würde mir das nie passieren. Aber wenn man in der Arena ist und alles zusammenkommt, was man sich wünschen kann, dann wird aus der Kulturarena immer wieder ein magischer Ort und ich kann mir in diesem Moment keinen schöneren Ort auf dieser Welt vorstellen.
Ist es der Ort, das Sommergefühl, die Menschen, die Musik, die Mischung?
Da muss alles zusammenkommen.
Bei den Bands ist das zum Beispiel so: Die kommen auf den Platz und denken: “Toll!” Dann kommen die Künstler in die Backstage unter der Drehbühne und ihnen steht erstmal der Mund offen, so schön und gemütlich ist es dort. Ein ganz entscheidender Faktor ist auch unser Personal – ob das nun die Frauen vom Catering sind, die Security, das technische Personal oder die Jungs von Adapoe – da greift einfach ein Rädchen ins andere und das merken die Gäste. Die Kulturarena läuft dadurch, dass vieles über Jahrzehnte hinweg gewachsen ist, wie geschmiert. Grundsätzlich bin ich bei den Konzerten ja meist nur Beobachter, denn in die Produktion mische ich mich nicht ein.
Wichtig ist mir, so viele Konzerte wie irgend möglich mitzuerleben und in den letzten Jahren gelingt mir das auch immer öfter, seit ich das Kulturzelt in Kassel nicht mehr veranstalte.
Fassen wir zusammen: Es braucht am Ende ein Programm, gewachsene Strukturen, ein offenes Publikum, ein eingespieltes Team, das seine Arbeit aus Leidenschaft macht…
Da habe ich wirklich Glück gehabt – die Verantwortlichen hatten immer ein glückliches Händchen dabei, die richtigen Mitarbeiter auszuwählen. Ich bin ja von Anfang an dabei und ich kann mich nicht erinnern, dass von den direkten Bezugspersonen irgendwann mal jemand dabei war, der/ die das alles nur gemacht hat, um seinen Job zu erledigen. In der Regel haben die Leute echt dafür gebrannt. Das war zuletzt bei Heike Faude und Mona Lunte der Fall, die haben die Kulturarena geliebt. Aktuell ist das der Fall bei Kristjan [Schmitt], der brennt ebenso für die Arena. Und ich kann das von mir auch sagen. Ich bin einfach noch nicht müde. Ich liebe das Festival. Es ist zwar manchmal etwas nervig, sich mit den Agenturen rumzuschlagen und immer wieder nachzuverhandeln und auch mal ärgerliche Absagen zu kassieren, mit denen man nicht mehr gerechnet hat, aber am Ende steht da immer eine Riesenbelohnung in Form von wunderbaren Konzerten und die kann ich in vollen Zügen genießen. Es ist jedes Mal eine große Freude, nach Jena zu kommen und hier willkommen zu sein.
Bei all den Konzerten, welches war Ihr persönliches Highlight?
„Mein“ Konzert in der Kulturarena war das von Sharon Jones & The Dap Kings. Das war schon eine echte Sternstunde für mich und ich glaube auch für ganz viele andere. Dieser Abend fällt mir als erstes ein, wobei kurz danach eine Reihe anderer folgen. Moondog, Debbie Harry zusammen mit den Jazz Passengers, Ruben Gonzales, Omara Portuondo & Ibrahim Ferrer, Lhasa, Anna Calvi oder auch unbekanntere Bands wie Lucille Crew, BaBa ZuLa, Kimmo Pohjonen oder Den Sorte Skol – es gab unendlich viele Highlights, an die ich mich gerne erinnere.
Wo liegen nach 30 Jahren noch Entwicklungspotenziale, oder muss sich die Arena überhaupt weiterentwickeln?
Mir war immer wichtig, dass die Kulturarena nicht aus den Fugen gerät. Wir haben eine vorgegebene Kapazität und das ist die natürliche Grenze. Wenn mal ein Künstler auf der Agenda stand, der wirklich deutlich zu groß war, dann haben wir das abgelehnt, auch wenn es finanziell vielleicht möglich gewesen wäre. Die Kulturarena vor dem Theaterhaus ist ein hochsensibler Standort und wenn man mehr Leute draußen als drinnen hat, kippt das Ganze.
Entwicklungsmöglichkeiten sehe ich eher musikalisch. Ich mache die künstlerische Leitung auch nicht mehr für alle Ewigkeit. Ich bin jetzt 62. Es ist absehbar, dass ich bald aufhöre und das werde ich auch. Ich denke, spätestens wenn es eine neue künstlerische Leitung gibt, werden neue Akzente gesetzt und das ist auch gut so. Ich freue mich darauf, die Kulturarena dann als Zuschauer weiter begleiten zu können. Es sind die musikalischen Perspektiven, auf die ich besonders gespannt bin.
Zum Interview
Hinter diesem spannenden Interview steckt Florian Ernst:
30 Jahre Kulturarena – gemeinsam mit Friedrich Herrmann genieße ich ein Privileg, das sonst der „Sendung mit der Maus“ vorbehalten ist und darf hinter die Kulissen blicken. Ich freue mich auf die Eindrücke und darauf, sie zu teilen.