This is a cache of https://blog.jena.de/jenakultur/2022/02/18/sternenlese-von-der-liebe-zur-literatur-und-zu-den-sternen/. It is a snapshot of the page at 2024-12-20T13:18:15.928+0000.
Sternenlese: Von der Liebe zur Literatur und zu den Sternen – JenaKultur-Blog
Ernst-Abbe-Bücherei Jena JenaKultur (übergreifend)

Sternenlese: Von der Liebe zur Literatur und zu den Sternen

Aufgeschlagenes Buch vor Nachthimmel mit Nordlichtern und Lichtreflexen, darüber der Schriftzug "Sternenlese"

„Greifen Sie im neuen Jahr mit uns nach den Sternen.“ – Diesen Aufruf von JenaKultur nimmt die Ernst-Abbe-Bücherei Jena wörtlich, und zwar im Zeiss-Planetarium Jena. Im Interview mit Stefan Harnisch, Leiter des Zeiss-Planetariums Jena, und Katja Müller, Leiterin der Ernst-Abbe-Bücherei Jena, spricht Evelyn Meyer über ihr gemeinsames Projekt: die Sternenlese.

2020 nach den Sternen greifen
©Gottweiss Design

Was verbirgt sich hinter der „Sternenlese“?

Katja Müller: Wir sind immer auf der Suche nach neuen Veranstaltungsformaten, um auf die vielfältigen Themen, die der Buchmarkt bietet, einzugehen. Manche Bücher bedürfen auch einfach besonderer Orte, um bei Lesungen so richtig zu strahlen. Dazu kommt, dass wir zurzeit unseren eigenen Veranstaltungsraum nicht nutzen können. In dem gemeinsamen Projekt mit dem Planetarium ist geplant, vier Veranstaltungen pro Jahr zu organisieren. Das sollen Lesungen sein, bei denen sich die Projektion im Kuppelsaal des Planetariums gut einsetzen lässt. Aber ganz bewusst werden es nicht nur astronomische oder Science-Fiction-Bücher sein. Die Veranstaltungsreihe läuft unter dem Motto „Sternenlese“ – das trifft es aus unserer Sicht auf den Punkt. Wir freuen uns, in diesem Jahr gemeinsam zu starten.

Wie kam es zu der Zusammenarbeit zwischen EAB und Planetarium?

Stefan Harnisch: So wie die Entstehung des Lebens auf unserem Planeten ein großer Zufall war, so war auch explizit der Start dieser Zusammenarbeit ein glücklicher Zufall – zugegeben, dies ist sehr pathetisch formuliert.
Es reichte ein lockeres, angenehmes Gespräch zwischen zwei ehemaligen Kolleg:innen und die gemeinsame Begeisterung, andere Menschen durch verschiedene Medien in Szenerien, Geschichten und Träume zu entführen.
Schon länger dachte ich mit meinem Team über professionelle Lesungen unter den Sternen des Planetariums nach und über den Zauber, den unsere Kuppel, in Verbindung mit einer Lesung, auf unsere Gäste wohl ausüben könnte. Als ich dann diesen Gedanken formulierte, blickte ich in ein zustimmend nickendes, freundlich lächelndes Gesicht und stand – beinahe wortwörtlich – vor offenen Türen.

Stefan Harnisch an seinen Rechnern im Planetarium mit projiziertem Sternenhimmel
Stefan Harnisch ©Das ist Thüringen / Madlen Krippendorf

Wo sehen Sie den besonderen Reiz einer Lesung im Planetarium?

Katja Müller: Das Ambiente im Planetarium lädt dazu ein, die Lesungen zu einem besonderen Erlebnis zu machen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es in einer Zeit, in der fast jeder Autor oder jede Autorin im Internet lesend zu sehen und zu hören ist, mehr bedarf, als einen klassischen Vorleseabend. Wir planen inszenierte Veranstaltungen mit Bildern und, falls es sich anbietet, mit Musik.

Wie schön kann es sein, sich unterm Sternenhimmel in die Bücher zu träumen…

Stefan Harnisch: Schon seit der Zeit, in der noch ausschließlich der Sternenhimmel und seine Geheimnisse in unserer Kuppel thematisiert wurden, war das Planetarium ein Ort, in dem man eine Geschichte nicht nur frontal dargeboten bekam, sondern wahrlich von ihr umgeben war und sie scheinbar tatsächlich erlebte.
Natürlich haben schon Planetarier-Generationen vor mir das Potential erkannt, welches in dieser Kuppel steckt.
Heute ist unser Jenaer Planetarium ein Sternen-Theater! Es ist durch seine Ganzkuppelprojektion in der Lage, auf eine unvergleichliche Art und Weise Geschichten lebendig und erlebbar zu machen. Dies erreicht es in einem großen Varieté: von „zurückhaltend“ mit reiner Sternen-Projektion oder ganz „offensiv“ mittels FullDome-Projektions-Technologie.
Kurz gesagt: Das Planetarium ist weniger ein geschlossener Raum, sondern mehr ein Tor zu jeder Fantasie, die man projizieren kann, und eine Art Katalysator der eigenen, in einem schlummernden Fantasie.

So hat mich das Planetarium vor vielen Jahren begeistert und nicht mehr losgelassen, und so begeistert es unsere Gäste weiterhin Tag für Tag. Eine Lesung in unserem Haus ist eine weitere Bühne in unserem Sternen-Theater, die auf dieses Thema ein neues mitreißendes Licht zu werfen vermag.

Katja Müller, Leiterin der Ernst-Abbe-Bücherei Jena
Katja Müller ©JenaTV

Können Sie uns bereits einen Einblick in das geplante Programm der „Sternenlese“ geben?

Katja Müller: Der Start der Reihe im Juni ist aus unserer Sicht auch schon ein Knüller! Uns ist es gelungen, den Wissenschaftsblogger und Autor Florian Freistetter zur ersten Veranstaltung zu gewinnen. Bekannt durch seinen Science-Blog und zahlreiche Bücher, ist er mit Jena durch seine frühere Tätigkeit im Astronomischen Institut verbunden. Er schreibt in seinem unverwechselbaren Stil zu astronomischen Themen („Eine Geschichte des Universums in 100 Sternen“, 2019) oder aber – ganz populär – sein neuestes Buch „Die Geschichte der Welt in 100 Mikroorganismen“, 2021.

Besonders freuen wir uns auch auf einen Mascha-Kaléko-Abend mit DOTA. DOTA ist eine Berliner Band, die sich durch zeitkritische Texte auszeichnet. Die Musik ist von Bossa Nova und Jazz stark beeinflusst. 2020 haben sie mit dem Album „MASCHA KALÉKO“ eine neue Richtung eingeschlagen: Hier wird – gemeinsam mit herausragenden Duett-Partnern – die bisweilen ironische, oft herzblutig beseelte Großstadtlyrik von Mascha Kaléko in wunderbarer Weise vertont.

Wer die Texte von Mascha Kaléko kennt und liebt, wird auch die musische Interpretation von DOTA mögen. Wir freuen uns sehr auf ein tolles Konzert im Kuppelsaal des Zeiss-Planetariums.

Portrait von Florian Freistetter in einer Gasse
Florian Freistetter ©Franzi Schädel
Schwarz-weiß Foto der Sängerin DOTA, im Hintergrund unscharf der Musiker Jan
DOTA ©Annika Weinthal

Abschließend noch eine private Frage: Schauen Sie lieber in Bücher oder in die Sterne?

Katja Müller: Das eine schließt ja das andere nicht aus. Ich bin ein Büchermensch und muss einfach jeden Tag lesen. Mein Möchte-Ich-Unbedingt-Noch-Lesen-Stapel wird einfach nicht kleiner… Und romantisch in die Sterne schauen, hat doch auch seinen eigenen Reiz!

Weniger sattelfest bin ich allerdings bei der Orientierung am Sternenhimmel oder gar beim Erkennen der einzelnen Sterne…

Stefan Harnisch: Wohl beides. Zugegeben, Bücher lese und erlebe ich beinahe nur mit meinen Kindern. Ich liebe es, ihnen vorzulesen und die Geschichten lebendig werden zu lassen. Und sie lieben es, wenn ich mit meiner Stimme oder Art des Sprechens in die einzelnen Protagonisten der Geschichte schlüpfe. So erleben wir die Geschichte alle zusammen.
Allerdings gilt auch gleiches, wenn wir gemeinsam in die Sterne schauen, wir dieses Geschichtsbuch z.B. der griechischen Mythologie „aufschlagen“ und uns dort, z. B. in den Abenteuern des Helden Perseus, die Spätsommernacht um die Ohren schlagen.


Kultur im besonderen Ambiente – ist es nicht das, was in über zwei Jahren Pandemie und Veranstaltungen vor dem heimischen PC so gefehlt hat? Sich von der Stimmung des Ortes tragen zu lassen und ein Erlebnis in der Gemeinschaft zu genießen? Wir freuen uns auf die neue Reihe von Ernst-Abbe-Bücherei und Zeiss-Planetarium!

Welche Formate oder Autor:innen können Sie sich unter der Sternenkuppel vorstellen? Haben Sie dort vielleicht schon einen unvergesslichen Moment erlebt? Teilen Sie Ihre Gedanken in den Kommentaren!

  1. Rainer Kirmse , Altenburg

    STERNENGEDICHTE

    RÄTSEL DES UNIVERSUMS

    DIE WELT DER STERNE

    Deklination und Rektaszension
    Bestimmen die Sternposition.
    Die Parallaxe indessen
    Hilft beim Entfernung messen.

    Mehr Erkenntnisse bringt uns dann
    Das Hertzsprung-Russel Diagramm.
    Der Sterne Aufbau und Wesen
    An der Stellung abzulesen.

    Wir sehen Sterne Blau und Rot,
    Neugeboren, auch kurz vorm Tod;
    Oder uns’rer Sonne ähnlich,
    Mittelalt und leuchtend gelblich.

    Da gibt es Riesen und Zwerge
    Verschiedenster Leuchtstärke;
    Solisten und Mehrfachsterne,
    Recht nah und in weiter Ferne.

    All dieser Sonnen Profession
    Ist im Innern die Kernfusion.
    Eruption und Protuberanz
    Sind nur oberflächlicher Tanz.

    Sternenheimat sind Galaxien,
    Die mit ihnen durchs All zieh’n.
    Meist von Planeten umgeben,
    Gibt’s ohne Sterne kein Leben.

    Sterne sind bis zum Ende
    Geburtsort der Elemente.
    Für Elemente superschwer
    Muss eine Supernova her.

    Sterne entsteh’n und vergeh’n,
    Das ist im All Normalgescheh’n.
    Der Mensch, ein Kind der Sterne,
    Betrachtet’s aus der Ferne.

    DUNKLES UNIVERSUM

    Am Anfang war der Urknall,
    Um uns herum der Nachhall.
    Das Weltall in Expansion
    Milliarden Jahre nun schon.

    Es sind dabei die Galaxien
    Einander rasant zu entflieh’n.
    Da ist keine Wende in Sicht,
    Irgendwann geht aus das Licht.

    Dunkle Materie ist rätselhaft,
    Dunkle Energie nicht minder.
    Das Wissen ist noch lückenhaft,
    Man kommt nicht recht dahinter.

    Es braucht wohl wieder ein Genie,
    Gar eine neue Theorie.
    Den Kosmos ganz zu versteh’n,
    Wird noch etwas Zeit vergeh’n.

    EINSTEIN RELATIV LYRISCH

    Zeit ist relativ,
    Man hat sie leider nie.
    Einstein forschte intensiv,
    Offenbarte sein Genie:
    Konstant bewegt sich das Licht,
    Schneller geht es nunmal nicht.
    Ein weiteres Resultat: E = m c ²
    Er brachte die Raumzeit ins Spiel,
    Eine Feldgleichung war das Ziel.
    Masse krümmt umgebenden Raum –
    Revolutionäres war gedacht,
    Wissenschaft vorangebracht.

    DAS SCHWARZE LOCH

    Ein kosmisches Schwergewicht,
    Zu keiner Diät bereit;
    Sternenstaub das Hauptgericht,
    Verschmäht wird keine Mahlzeit.
    Die Materie superdicht,
    Stark verbogen die Raumzeit;
    Dem Monster entkommt kein Licht,
    Gefängnis für die Ewigkeit.
    Der Ereignishorizont ist Grenze,
    Dahinter ist einfach Sense.

    DER ROTE PLANET

    Wenn man so auf Mars schaut,
    Rostrot schimmert seine Haut.
    Der äußere Nachbar der Erde
    Ist ein ziemlich kalter Gefährte.
    Halb so groß, von ähnlicher Gestalt,
    Der Mensch will ihn besuchen bald.

    Der Planet ist mal nah, mal fern,
    Zieht exzentrisch um uns’ren Stern.
    Dünn ist seine Atmosphäre,
    Früher gab’s wohl sogar Meere.
    Vieles wird man noch ergründen,
    Vielleicht Lebensspuren finden.

    SUPERMOND

    Der Mond über Haus und Wiese
    Zeigt sich heut‘ als wahrer Riese.
    Als ob er uns in der Krise
    Hier unten nicht allein ließe.

    Der Erde treuer Begleiter
    Stimmt uns mal traurig, mal heiter;
    Berührt das menschliche Gemüt,
    Gebannt man ihm ins Antlitz sieht.

    Verliebte mögen den Mondschein,
    Sind mit sich und dem Mond allein.
    Mondsüchtige treibt er aufs Dach,
    Auch Tiere bleiben länger wach.

    Der Mond besitzt enorme Kraft,
    Womit er die Gezeiten schafft,
    Doch er zieht sich langsam zurück,
    Entfernt sich leider Stück um Stück.

    Ohne Mond kämen wir in Not,
    Er hält die Erdachse im Lot.
    Höchste Zeit, dass ein Astronaut
    Mal wieder nach Frau Luna schaut.

    ASTRONOMEN

    Sie blicken zu Mond und Sternen,
    Sind den Planeten auf der Spur;
    Reisen zu des Weltalls Fernen,
    Wenn auch mit Teleskopen nur.

    Unterwegs in finsterer Nacht,
    Im Banne der himmlischen Pracht;
    Licht aus, Sterne an, klare Sicht –
    Viel mehr brauchen sie dazu nicht.

    Rainer Kirmse , Altenburg

    Herzliche Grüße aus der Skatstadt

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .