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Jena beschließt als erste Thüringer Stadt einen Klima-Aktionsplan

20.04.2023

Mit dem Stadtratsbeschluss zum Klima-Aktionsplan am Mittwoch, 19.04.2023 endet ein anderthalbjähriger Erarbeitungsprozess. Klimaschutzinitiativen, interne und externe Fachleute sowie Bürgerinnen und Bürger arbeiteten intensiv an einem Fahrplan, der Jena bis 2035 zur Klimaneutralität führen soll. Im Rahmen eines breiten Bürgerbeteiligungsprozesses mit sechs Arbeitskreistreffen, sieben Workshops und vier Bürgerveranstaltungen wurde der Klima-Aktionsplan federführend von der target GmbH erarbeitet. Mit Hilfe einer Online-Ideenkarte konnten zudem über 800 Vorschläge der Bürgerinnen und Bürger Jenas zu Klimaschutzmaßnahmen eingesammelt werden.

Der Beschluss des Klima-Aktionsplans ist ein wichtiges Signal für den Klimaschutz und ebnet den Weg zu einer nachhaltigen Stadt. Deshalb möchte ich mich ganz herzlich bei allen bedanken, die an der Erarbeitung mitgewirkt haben: dem Planungsbüro Target GmbH, dem Dezernat für Stadtentwicklung und Umweltschutz mit Bürgermeister Christian Gerlitz und dem städtischen Klimaschutzkoordinator Herrn Muschalle-Momberg und natürlich den vielen Bürgerinnen und Bürgern, die sich in dem langen partizipativen Prozess mit Ihren Ideen und Vorschlägen eingebracht haben“, so Oberbürgermeister Dr. Thomas Nitzsche.

Im Klima-Aktionsplan wird aufgezeigt, welche Maßnahmen umgesetzt werden sollten, um das Ziel Klimaneutralität zu erreichen, welche Kosten dabei auf die Stadt zukommen und wie viel Personal erforderlich sein wird. Anstoß dafür war ein Bürgerbegehren, das von der Verwaltung übernommen und als Stadtratsbeschluss „Jena klimaneutral bis 2035“ am 14.07.2021 gefasst wurde.

In Anbetracht der drastischen Warnungen des Umweltbundesamtes, sowie des gerade neu erschienen Berichts des Weltklimarates, ist die Annahme des Klima-Aktionsplan durch den Stadtrat ein wichtiges, hoffnungsvolles Signal. Es zeigt, dass wir uns als Stadt Jena unserer Verantwortung im Kampf gegen den fortschreitenden Klimawandel bewusst sind und uns den Herausforderungen, die auf uns zukommen werden, stellen. Der Klima-Aktionsplan gibt uns dabei einen klaren Fahrplan an die Hand, wie wir die Klimaneutralität bis zum Jahr 2035 erreichen können. Jetzt geht es darum, die beschlossenen Maßnahmen strukturiert anzugehen, damit Jena auch in Zukunft eine lebenswerte Stadt bleibt“, so Bürgermeister Christian Gerlitz.

Klima-Aktionsplan: 73 Maßnahmen in sieben Themenfeldern

Der eigentliche Maßnahmenkatalog enthält 73 Maßnahmen in sieben verschiedenen Themenfeldern, die speziell auf den Handlungsspielraum der Stadt Jena zugeschnitten sind. Neben strategischen Vorhaben, wie z.B. die Prüfung, ob eine Klimaschutz-Agentur eingerichtet werden sollte, oder der Optimierung der Stadt-Umland-Beziehungen in Sachen Klimaschutz, werden Maßnahmen in den Themenfeldern Gebäude und Quartiere, Unternehmen, Verwaltung, Mobilität, Energieversorgung sowie klimafreundliche Lebensweise vorgeschlagen.

Im Gebäudesektor sollen u.a. eine Gebäudesanierungskampagne, die Installation von Photovoltaik-Anlagen auf dem Gebäudebestand der jenawohnen GmbH, die serielle Sanierung eines Quartiers nach dem Energiesprung-Prinzip sowie die Umsetzung einer kommunalen Energiesparaktion zu weiteren Energieeinsparungen führen.

Die Jenaer Unternehmen hingegen sollen durch mehr Dienstleistungsangebote der Stadt Jena sowie durch das Angebot eines regionalen Ökostromtarifs bei der Transformation hin zu klimaneutralen Unternehmen künftig noch besser unterstützt werden.

Die Stadtverwaltung selbst, so sieht es der Klima-Aktionsplan vor, soll u.a. Energiesparmodelle in schulen durchführen, ihr betriebliches Mobilitätsmanagement klimafreundlicher ausbauen, weitere Photovoltaik-Anlagen auf kommunale Gebäude installieren, die Antriebsumstellung des eigenen Fuhrparks intensivieren und stadteigene Parkplatzflächen mit Photovoltaik-Carports überdachen.

Im Mobilitätssektor soll eine klimafreundlichere Verkehrssteuerung, die Steigerung der finanziellen Attraktivität des ÖPNV und die Antriebsumstellung des ÖPNV sowie ein Temporeduzierungskonzept zu einer deutlichen Reduktion der Treibhausgasemissionen führen.

Der Bereich Ernährung, Konsum und öffentliche Infrastruktur (z.B. Abfallwirtschaft) macht bei den Bundesbürgern im Schnitt mehr als die Hälfte der Treibhausgasemissionen aus. Daher wurde auch dieser Sektor im Klima-Aktionsplan betrachtet und Maßnahmen entwickelt, auf die die Stadt Jena Einfluss hat. So soll u.a. in städtischen Einrichtungen eine klimafreundliche Ernährung gefördert werden, es soll die Lebensmittelverschwendung in der Stadt reduziert und regionale Produkte sollen künftig stärker gefördert werden.

Der Bereich mit dem größten Einsparpotenzial ist der Bereich Energieversorgung. Hier soll ein ganzes Bündel an Maßnahmen die Stadt Jena auf den Pfad zur Klimaneutralität bringen. Neben der Umsetzung einer Photovoltaik-Offensive durch ein Solar-Marketing-Konzept soll eine kommunale Wärmeplanung erarbeitet werden, die die strategische Grundlage zur Dekarbonisierung der Wärmeversorgung Jenas bildet. Der Ausbau des Fernwärmenetzes gehört ebenso zu den vorgeschlagenen Projekten wie die Nutzung der Potenziale einer Wärmegewinnung über Saale-Flussthermie als erneuerbare Energiegewinnung. Weiterhin sind u.a. der Ausbau und die Anpassung der Strom-Infrastruktur sowie die Umsetzung von Photovoltaik-Freiflächenanlagen und Windkraftanlagen mit einer Leistung von mind. 30 MW erforderlich, um die Dekarbonisierung im Sektor Energieversorgung zu erreichen.

Klimaschutzkoordinator Kevin Muschalle-Momberg sagt: „Mit dem gestrigen Stadtratsbeschluss endet zunächst einmal die Erarbeitungsphase des Klima-Aktionsplans. Die praktische Arbeit, die Umsetzungsphase der vielen Einzelmaßnahmen, beginnt erst jetzt. Dennoch ist bereits der Beschluss des Konzeptes ein großer Erfolg für den kommunalen Klimaschutz.“

Startschuss für die Umsetzung

Eine Priorisierung der vielen Klimaschutzmaßnahmen erfolgte bereits im Klima-Aktionsplan. In den den kommenden Monaten sollen daher zunächst die Sofortmaßnahmen umgesetzt werden. Entsprechende Mittel stehen bereits im städtischen Haushalt zur Verfügung. Weit oben wird dabei die Erstellung der kommunalen Wärmeplanung, als strategische Grundlage zur Dekarbonisierung der Wärmeversorgung der gesamten Stadt, stehen. Erste Vorbereitungen hat die Verwaltung hierzu bereits getroffen.