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„Musik und meine Schüler prägten mein Leben…“ – JenaKultur-Blog
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„Musik und meine Schüler prägten mein Leben…“

Gitarrenlehrerin Petra Jaros

Gitarrenlehrerin Petra Jaros geht in den Ruhestand

Seit über 40 Jahren unterrichtet Petra Jaros im Fach Gitarre an der Musik- und Kunstschule Jena. Am 1. März 2023 begann ihr wohlverdienter Ruhestand. Gemeinsam mit der Direktorin Yvonne Krüger schaut sie auf ein erfolgreiches Berufsleben zurück.

Was sind Deine ersten Erinnerungen an die Musik- und Kunstschule Jena?
Dass ich das Gitarrenspiel erlernt habe, habe ich meiner Mutter zu verdanken. Dafür bin ich ihr – rückblickend – sehr dankbar, denn es hat mein Leben sehr positiv geprägt.
Erinnern kann ich mich an eine musiktheoretische Überprüfung meiner Fähigkeiten durch Herrn Hasselmeier. Erst dann ging es richtig los. Ich hatte keine konkrete Vorstellung, was mich erwartete. Mein erster Lehrer hieß Franz Just und soweit ich mich erinnern kann, fing ich bei ihm zunächst privat an zu lernen und wurde erst später in die damalige Volkskunstschule Jena (später Musik- und Kunstschule Jena, Anm. d. Red.) aufgenommen. Der Übergang war fließend, ich musste den Unterrichtsort nicht wechseln.

Da ich schon immer gern gesungen habe, wartete ich mehr oder weniger darauf, mich mit der Gitarre begleiten zu können. Doch mit dem Erlernen der Noten eröffnete sich mir eine ganz neue Welt und ich fand Freude daran. Manchmal bedauerte ich, dass große namenhafte Komponisten wie Beethoven und Mozart keine Werke für Gitarre geschrieben haben. Nannte ich Komponisten der Gitarrenliteratur, stieß ich immer auf Unkenntnis.
In der damals üblichen Vortragsreihe „Pioniere spielen für Pioniere“ sammelte ich meine ersten Vorspielerfahrungen. Diese waren immer mit großem Lampenfieber verbunden.
Die Frage, ob ich Musik studieren wolle, beantwortete ich mit „Nein“. Mein Vorbild war Albert Schweitzer, und ich wollte die medizinische Richtung einschlagen.

Was hat Dich bewegt, doch Gitarre zu studieren und Lehrerin für Gitarre zu werden?
Eine große Veränderung erlebte ich durch einen Lehrerwechsel. Herr Just verließ Jena, und meine neue Lehrerin hieß Renate Hoy. Inzwischen war ich in einem jugendlichen Alter. Ihr Unterricht sprach in mir eine Seite an, die mich beflügelte, mich intensiver und ausdauernder mit dem Üben zu beschäftigen. Der Erfolg blieb nicht aus. Anfang der 70er Jahre nahm ich mit „sehr gutem“ Erfolg am Greizer Stavenhagenpreiswettbewerb teil.
Mit dem Erreichen der Abiturstufe stellte sich dann auch die Frage nach dem „Was kommt danach?“ – Ein Medizinstudium zog ich aus verschiedenen Gründen nicht mehr in Betracht. „Sollte ich mein Hobby zum Beruf machen?“ – Diesen Gedanken trug ich an meine Lehrerin heran. Gemeinsam beschlossen wir daraufhin, dass ich mich einfach mal in Weimar an der Hochschule für Musik Franz Liszt vorstelle. Mit einer Reihe von Aufgaben, die ich bis zum Beginn des Studiums zu erledigen hatte, kehrten wir nach Jena zurück. Nun hatte ich eine Perspektive.
In Weimar habe ich von 1975 bis 1979 bei Herrn Jürgen und Frau Monika Rost studiert. Es waren prägende Jahre, nicht immer leicht, doch reich an wunderbaren Erlebnissen, Begegnungen und Eindrücken. Dass ich nicht für das Podium studierte, war mir klar und an die Zeit in der Musikschule dachte ich noch nicht. Anzuerkennen, dass Begabung einerseits und Fleiß andererseits zwei Seiten einer Medaille sind, war ein Prozess, in dem ich immer wieder meinen Platz in der Begegnung mit Anderen finden musste.

Wie kamst Du wieder zurück nach Jena an die Musik-und Kunstschule, und wie sahen Deine ersten Berufserfahrungen aus?

Mein eigentlicher Wunsch war es, nach dem Studium wieder zurück nach Jena zu gehen, aber das war damals unter den gegebenen Umständen nicht möglich. Von einer sogenannten Lenkungsstelle wurden einem bis zu drei Einsatzvorschläge unterbreitet, und nur unter diesen konnte ausgewählt werden. Es war mit einer dreijährigen Arbeitszeit gebunden. Für mich kam Ilmenau in Frage, zumal ich zu diesem Zeitpunkt schon wusste, dass es ein Jahr später eine Interessentin für diese Stelle geben würde und ich die Hoffnung hatte, vorzeitig aus dem Vertrag herauszukommen.

Es war im Herbst 1979, als ich mit gemischten Gefühlen meine erste Arbeitsstelle in Ilmenau antrat. Einen Wohnraum konnte man mir nicht bieten. Für mehrere Wochen bewohnte ich ein Zimmer im alten Bahnhofshotel, das heute nicht mehr steht. Frühstück und Abendbrot hatte ich immer im Gepäck, denn meine Arbeitstage umfassten nur die Tage von Dienstag bis Donnerstag. Die Möglichkeit, sich damals mit Mahlzeiten zu versorgen, ist mit der heutigen Situation nicht vergleichbar.
Ein eigenes Musikschulgebäude gab es nicht, so dass ich in einem Unterrichtsraum einer Schule unterrichtete, immer dann, wenn die Putzfrau ihre Arbeit erledigt hatte. Bedingt durch die kurze Anwesenheit vor Ort, war es mir auch nicht möglich, das Kollegium kennenzulernen und Kontakte zu knüpfen, denn die anderen Tage der Woche war ich in Jena. Es war ein Jahr, in dem ich weder dort noch hier richtig zu Hause war.
Die Arbeit mit den Schülern und Schülerinnen gefiel mir. Nach und nach lernte ich, auf die individuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten dieser einzugehen. Ich bin mir zudem ziemlich sicher, dass ich bereits in diesem Zeitraum montags auf Honorarbasis in Kahla für ein paar Stunden gearbeitet habe. Kahla war damals eine Außenstelle der Volkskunstschule Jena. Als ich im Frühsommer 1980 mein Anliegen, dort eine Arbeitsstelle zu bekommen beim damaligen Direktor Rolf Apel zur Sprache brachte, wurden mir weitere Stunden für das neue Schuljahr zugesagt. Mein Wunsch hatte sich damit erfüllt.

Zurück in Jena war mir vieles vertraut, doch neu war, dass meine ehemalige Lehrerin – und nicht nur sie – mir nun als Kollegin gegenüberstand. Manchmal steckte ich gefühlt noch in der Schülerrolle, und das wollte und musste ich überwinden. Die Arbeit in der Musikschule war ausschließlich leistungsorientiert. Ich erinnere mich, dass es bei Anfänger:innen bereits nach 6 Wochen eine Leistungsüberprüfung gab. Unter diesem Druck sammelte ich neue Erfahrungen einerseits, und andererseits hatte ich als jungverheiratete Frau auch den Wunsch, eine Familie zu gründen. Mitte der 80er Jahre war ich glückliche Mutter von drei Kindern.

Nach 1989 wurde auf einmal vieles anders. Das Angebot stand nicht mehr nur Einzelnen auf Grund ihrer Leistung zur Verfügung, sondern allen Interessierten. Zudem gab es einen ungehinderten Zugang zu einem vielseitigen Notenangebot. Dadurch erweiterte sich einerseits mein Blickfeld, und andererseits wurde es leichter, auf den einzelnen Schüler bzw. die Schülerin mit geeignetem Notenmaterial einzugehen. Das Notenangebot ist in den Jahren davor sehr überschaubar und einseitig gewesen.

Konzert der Gitarren- und Flötengruppe im Volkshaus 1994 unter der Leitung von Petra Jaros
Konzert der Gitarren- und Flötengruppe im Volkshaus Jena 1994 unter der Leitung von Petra Jaros ©JenaKultur

 

Während Deiner Berufslaufbahn hast Du Dich immer weitergebildet. Wichtige Impulse hast Du aus Friedrichsrode aber auch vom Thüringer Musikschulforum und den Musikschulkongressen des VdM (=Verband deutscher Musikschulen e.V., Anm. d. Red.) mit an die Musik- und Kunstschule Jena gebracht.
Weiterbildungen waren ein wichtiger Teil meines Berufslebens, und die Möglichkeiten dazu waren sehr vielfältig. Das Mitgebrachte hat meinen Unterricht immer wieder verändert und belebt. Sicher nicht nur meinen Unterricht, sondern auch den Musikschulalltag im Allgemeinen. Zudem boten die Bundeskongresse die Möglichkeit, auch mal über den Tellerrand zu schauen. Innerhalb der letzten 15 Jahre, meine Kinder waren inzwischen erwachsen, habe ich zusätzlich Zeit gefunden, ein Ehrenamt zu bekleiden.
Ich war als sogenannte „Grüne Dame“ im Besuchsdienst des Klinikums einmal pro Woche unterwegs. Das bedeutete für mich in erster Linie, für einen anderen, mir fremden Menschen da zu sein, ins Gespräch zu kommen, zuzuhören. Das schloss ein, teilweise schwere Situationen auszuhalten. Unterstützung fand ich diesbezüglich in Weiterbildungen. Mein Ehrenamt stand also in starkem Kontrast zu meiner Musikschularbeit, und das machte mir die Schönheit meines Berufes so richtig bewusst. Bedingt durch dieses änderte sich die Art und Weise, wie ich kommunizierte – nicht nur mit Patienten, sondern auch im beruflichen und privaten Umfeld. Es war eine Bereicherung, und ich empfand sie als sehr wertvoll, da ich als Lehrende ja nicht nur Inhalte vermitteln wollte.

Die Gitarre ist dank ihrer vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten eines der meistgespielten Instrumente. Sie ist als Solo- und Kammermusikinstrument etabliert und erfreut sich großer Beliebtheit, eignet sich hervorragend als Begleitinstrument und hat einen festen Platz in Zupf- bzw. Gitarrenensembles und an der MKS im AGB-Orchester. Wie hast Du diese Entwicklung wahrgenommen?
In den 90er Jahren gründeten wir das erste Gitarrenensemble, das manchmal auch durch Blockflöten verstärkt wurde. So wurde die Teilnahme an größeren Veranstaltungen, z.B. im Volkshaus Jena, auch für unser Instrument möglich. Der Blockflötenklasse erging es ähnlich, und auch sie gründete ein Ensemble. Beide Ensembles erweiterten sich in den Folgejahren auf je zwei. Im Verlauf der Zusammenarbeit gehörten später Probenphasen an einem anderen Ort zu den jährlichen Höhepunkten. Die Jugendherberge Dittrichshütte bot genügend Platz für die Klassen Akkordeon, Gitarre und Blockflöte. Die Idee und der Versuch, alle drei Instrumente in einem Orchester zu vereinen, wurde geboren. Inzwischen gibt es seit mehr als 10 Jahren das sogenannte AGB Orchester, das sich zur diesjährigen ArenaOuvertüre mit seinem Programm präsentieren wird.

 

Das AGB-Orchester (Akkordeon, Gitarre, Blockflöte) unter der Leitung von Stephan Bahr spielt „Manvalsen“ von Dan Gisen Malmquist in einer Bearbeitung von Markus Ziller-Schmidt.

In diesem Jahr wird die Musik- und Kunstschule Jena 75 Jahre. Über viele Jahre hast Du diese Einrichtung mit begleitet. Was wünschst Du den Kolleginnen und Kollegen sowie den Schülerinnen und Schülern für die Zukunft?
In Anbetracht dessen, dass wir uns global in einer sehr angespannten Situation befinden, wünsche ich dem Kollegium, dass es auch weiterhin in Frieden seiner Arbeit nachgehen kann. Außerdem wünsche ich allen, die in dieser Schule arbeiten, dass sie ihren Platz finden und Erfüllung darin, das Musikschulleben mitzugestalten. Den Schülerinnen und Schülern wünsche ich mit der Musik- und Kunstschule Jena ein Haus, in das sie gern gehen, in dem sie sich wohl fühlen und für ihre Zukunft lernen können.

Liebe Petra,
wir lassen Dich schweren Herzens in den Ruhestand ziehen. Deine Arbeit hat die Entwicklung der Musik- und Kunstschule Jena nachhaltig geprägt. Von Herzen wünschen wir Dir eine tolle arbeitsfreie Zeit. Genieße die Jahre, in denen Du selbst entscheiden kannst, wann Du Pause machst und wann der Alltag beginnt.  Viel Glück, Gesundheit und Entspannung für Deine Rente.

Liebe Leser:innen,
kennen Sie Frau Jaros, vielleicht weil Ihre Kinder oder auch Sie selbst in der Musik- und Kunstschule Jena Gitarrenunterricht erhielten oder erhalten? Gibt es etwas, dass Sie Frau Jaros mit auf den Weg geben wollen? Wir freuen uns wie immer über Ihr Feedback, und wir werden sicher zu gegebener Zeit ihre:n Nachfolger:in hier vorstellen.

  1. erstaunlicher Artikel

  2. Sabine Z.

    Liebe Frau Jaros,
    alles Gute zum wohlverdienten Ruhestand, viel Gesundheit und auch sonst nur das Beste!
    Viele liebe Grüße von Sabine Z. , vormals MKS, jetzt KSJ…

    • Sehr geehrte Frau Z.,
      danke für Ihre netten Worte. Da wir nicht genau wissen, ob Frau Jaros regelmäßig unseren Blog liest, haben wir Ihre Nachricht mit der Bitte um Weiterleitung an die MKS gesandt und erhoffen, dass sie ihr Ziel erreicht.
      Herzliche Grüße
      Das Redaktionsteam des JenaKultur-Blogs

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