Klimaanpassungsstrategie
JenKAS - Die Jenaer Klimaanpassungsstrategie
Die Auswirkungen des globalen Klimawandels sind vielerorts bereits jetzt deutlich spürbar. Auch Jena ist mit Extremwetterereignissen, die in den letzten Jahren immer öfter auftraten, konfrontiert. Lang anhaltende Hitzeperioden und die dadurch hervorgerufene Belastung der Bevölkerung stellen die Stadt zunehmend vor die Herausforderung und Aufgabe, präventive Maßnahmen zu ergreifen sowie ihre Einwohner aufzuklären.
Neben dem Schutz des Klimas mit Maßnahmen zur Vermeidung und Verminderung des Ausstoßes der klimarelevanten Treibhausgase ist daher die Anpassung an die Folgen des Klimawandels eine kommunale Aufgabe, die angesichts steigender Auswirkungen stetig an Bedeutung gewinnt. Maßnahmen der Klimaanpassung verfolgen das Ziel, die unvermeidbaren und die bereits eingetretenen Folgen des Klimawandels abzumildern und Schäden abzuwenden.
Beide Handlungsfelder – sowohl der „Klimaschutz“ als auch die „Anpassung an den Klimawandel“ – sollen dabei keineswegs in Konkurrenz zueinander stehen. Im Sinne eines integrierten Klimaschutzkonzeptes muss es das Ziel sein, sämtliche Maßnahmen aufeinander abzustimmen und die Synergien beider Handlungsfelder für eine zukunftsfähige Stadtentwicklung zu nutzen.
Die Jenaer Klimaanpassungsstrategie JenKAS enthält grundlegende Handlungsansätze und Leitgedanken zur klimawandelgerechten Stadtentwicklung und wurde als Strategie- und Zielkonzept für die Stadt Jena im Mai 2013 durch den Stadtrat beschlossen (Nr. 13/1991-BV). Mit JenKAS besitzt die Stadt als urban geprägte Region mit hoher Betroffenheit hinsichtlich der Auswirkungen des Klimawandels eine langfristige Entscheidungshilfe zur Steuerung aller Belange der Stadtentwicklung und eine Richtschnur für die Zukunftsthemen Klimawandel und Anpassung, um Jena für die Menschen trotz sich ändernder klimatischer Bedingungen als attraktiven Standort zum Wohnen und Leben zu erhalten und weiterzuentwickeln.
Projekt
Das Projekt „JenKAS – Jenaer Klima-Anpassungs-Strategie“ umspannt einen Zeitrahmen vom Dezember 2009 bis September 2012. Im Jahr 2009 wurde Jena als eine von bundesweit neun Modellkommunen innerhalb des ExWoSt-Forschungsprogramms ausgewählt, am Forschungsfeld "Urbane Strategien zum Klimawandel – Kommunale Strategien und Potenziale" teilzunehmen.
Ziel war die Entwicklung einer ganzheitlichen und gesamtstädtischen Strategie zur Anpassung an den Klimawandel. Aufbauend auf einer Vorstudie von 2009 sollte mit JenKAS eine Verbesserung der Datengrundlagen für die Umsetzung einer klimawandelgerechten Stadtentwicklung, die Sensibilisierung der Öffentlichkeit und die Entscheidungsunterstützung für alle Akteure mittels fachübergreifendem Decision Support System verwirklicht werden.
Projektziele
- Einbeziehung der Klimawandelauswirkungen in die Stadtentwicklung und Erarbeitung einer lokalen Anpassungsstrategie an den Klimawandel
- Verbesserung der Datengrundlagen für die Umsetzung einer klimawandelgerechten Stadtentwicklung zur Nutzung fachlicher Entscheidungs- und Bemessungsgrundlagen
- Sensibilisierung der Öffentlichkeit und Bereitstellung von Informationen über die Wirkfolgen des Klimawandels und mögliche Handlungsoptionen
- Nutzbarmachung der Informationen und Daten zum Klimawandel sowie der Anpassungsoptionen durch ein Datenbankwerkzeug zur kommunalen Entscheidungsunterstützung sowie ein „Handbuch einer klimawandelgerechten Stadtentwicklung“
Akteure
- Stadt Jena
- Thüringer Institut für Nachhaltigkeit und Klimaschutz (ThINK) als lokale Forschungsassistenz
- Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBSR)
- Thüringer Landesanstalt für umwelt und Geologie (TLUG)
- Deutscher Wetterdienst (DWD)
- Helmholtz-Zentrum für umweltforschung GmbH (UFZ)
- BPW baumgart+partner und plan+risk consult als Bundesforschungsassistenz
Erarbeitungsprozess
Der Arbeitsablauf zur Erreichung der Projektziele gliederte sich in zahlreiche Einzelschritte die sequentiell, teilweise auch parallel, in Arbeitsblöcken durchgeführt wurden. Dies waren:
Schritt | Inhalt |
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Schritt A | Analyse der Mess- und Modellierungsdaten und Dokumentation in einem lokalen Klimawandel-Gutachten |
Schritt B | Bewertung und Dokumentation der lokalen Auswirkungen von Klimawandel in den einzelnen Handlungsfeldern |
Schritt C | Entwicklung von räumlich konkreten Anpassungsmaßnahmen unter Verwendung eines Entscheidungsunterstützungswerkzeugs |
Schritt D | Akteursbezogene, kooperative Netzwerkbildung durch Workshops und internetbasiertes Informationsportal |
Schritt E | Öffentlichkeitsarbeit mittels Veranstaltungen, Vorträgen, Veröffentlichungen |
Parallel arbeitete der Deutsche Wetterdienst an der Umsetzung der Kooperationsinhalte, deren Ergebnisse in der letzten Projektphase mit den bisher gewonnenen Erkenntnisse zusammengeführt wurden.
- Aufbau und Betrieb von drei temporären Klimamessstationen, inkl. eines SODAR-Messgerätes
- Mehrere Profilmessfahrten bei autochthonen Wetterlagen
- Simulationen mit dem Kaltluftmodell KLAM_21 und dem Stadtklimamodell MUKLIMO_3
- Abschließender Untersuchungsbericht
Ergebnisse
Am Ende des JenKAS-Projektes stehen eine Reihe von Ergebnissen, die die Stadtverwaltung Jena und andere betroffene Akteure befähigen soll, die lokalen Auswirkungen des Klimawandels abzuschätzen und in ihre Planungen einzubeziehen. Dies sind:
- Kartenwerk: Im Laufe des Projektes wurden zahlreiche Fachkarten erstellt. Sie enthalten räumlich differenzierte Aussagen zu den Klimawirkfolgen im Stadtgebiet, zur Gefährdung durch städtische Überwärmung, sommerliche Trockenheit, Hochwasser/Starkniederschläge und Erosion. Darauf aufbauend entstanden eine Risiko-Konflikt-Karte und eine Planungshinweiskarte, die die Ergebnisse für Planer vertiefend darstellt. Des weiteren wurden stadtklimatologische Inhalte in einer Klimatopkarte und einer Klimafunktionskarte aufbereitet.
- DWD-Expertise: Der DWD führte im Laufe des Projektes lokalklimatische Modellierungen mit dem Kaltluftmodell KLAM_21 und dem Stadtklimamodell MUKLIMO_3 sowie eine parallel stattfindende Geländemesskampagne durch.
- JELKA: Das für die Stadt Jena konzipierte lokale Entscheidungsunterstützungswerkzeug JELKA, bildet die für Jena relevanten Anpassungsmaßnahmen ab, die aus verschiedenen Werkzeugen und Datenbanken zusammengetragen wurden.
- Handlungskatalog: Ausgehend vom Entscheidungsunterstützungswerkzeug JELKA wurden für die drei Ebenen Klimawirkfolge, Handlungsfeld und Ortsteil Handlungsempfehlungen abgeleitet, die im jeweiligen Kontext mögliche bzw. empfehlenswerte Anpassungsoptionen enthalten.
- Handbuch: Alle vorgenannten Teilergebnisse sind letztlich in das „Handbuch einer klimawandelgerechten Stadtentwicklung“ für Jena eingeflossen.
- Webseite: Die zentrale Anlaufstelle für alle interessierten Bürger und Akteure bildet die Internetseite. Auf ihr sind Informationen zum Projekt, wissenschaftliche Hintergründe, Arbeitsschritte zur Erreichung der gesetzten Ziele und die erarbeiteten Ergebnisse dokumentiert.
Verstetigungsprozess
Der Stadtrat hat am 15.05.2013 die Anpassungsstrategie als informelles Planungsinstrument bestätigt. Sie soll als langfristige Entscheidungshilfe und Impuls für die Zukunftsthemen Klimawandel und Klimaanpassung dienen. Die in JenKAS enthaltenen 118 Handlungsempfehlungen zur Anpassung an den Klimawandel sollen kontinuierlich in konkreten Projekten umgesetzt werden.
In den letzten Jahren wurden aus dem Strategiepapier JenKAS heraus bereits einzelne Vorhaben abgeleitet und umgesetzt. Zu den Projekten gehören „Stadtbäume im Klimawandel“ (2016), „Wärmebelastung an städtischen Kindertagesstätten und Grundschulen“ (2017) sowie „Grüne Klimaoasen im urbanen Stadtraum Jenas“ (2017-2020).
Mit dem aktuell in Arbeit befindlichen „Stadtklimakonzeptes für die Stadt Jena“ erfolgt eine Fortschreibung der Jenaer Klimaanpassungsstrategie im Vertiefungsbaustein „Wärmebelastung und Belüftung“. Das Stadtklimakonzept soll konkrete Hinweise für die Stadtplanung zum Umgang mit klimatisch wichtigen Durchlüftungsbahnen sowie Überwärmungsbereichen bereitstellen. Darüber hinaus wird aktuell der Hitzeaktionsplan der Stadt Jena erarbeitet. Er verfolgt das Ziel der Prävention der Bevölkerung vor Hitzeauswirkungen mittels der Etablierung präventiver Handlungsmöglichkeiten und eines an die Situation angepassten Risikoverhaltens.
Bereits während der Erarbeitung der Jenaer Klimaanpassungsstrategie wurde eine ressortübergreifende Arbeitsgruppe zur Verstetigung der Inhalte gegründet. Diese Arbeitsgruppe ist ein wichtiger Baustein im Prozess einer dauerhaften Existenz und Weiterentwicklung von JenKAS. Ziel ist der Wissenstransfer und ein regelmäßiger Informationsaustausch zu aktuellen Themen und Projekten. Zur Arbeitsgruppe gehören verschiedene Fachbereiche der Stadtverwaltung, das Kompetenzzentrum Klima (Fachreferat des TLUBN), das umweltforschungszentrum Leipzig, ThINK Jena, Vertreter der Friedrich-Schiller-Universität und weitere Experten, die sich mit der Thematik beschäftigen.