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Vorlage im Jugendhilfeausschuss
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Beschriftete Zettel mit Aufgaben des Jugendparlamentes liegen auf einem Tisch
©Jugendparlament Jena
21.04.2021

Vorlage im Jugendhilfeausschuss

Die aktuelle Covid-19 Pandemie stellt Jenaer Bürger*Innen sowie unsere kommunalpolitischen Instanzen vor neue Herausforderungen und beeinflusst das alltägliche Miteinander im wirtschaftlichen, kulturellen sowie sozialen Sinne sehr deutlich

Veränderungen und Herausforderungen für die Jugendlichen dieser Stadt

Dementsprechend fallen bzw. fielen ebenso Veränderungen und Herausforderungen für die Jugendlichen dieser Stadt an. Die einschneidenden Schutzmaßnahmen brachten viele Jugendliche aus ihrem täglichen Rhythmus und führten zu dem bei einigen für ein erhöhtes Stressniveau. Die Hygieneverordnungen beinhalteten starke Einschränkungen der sozialen Kontakte und sorgten bei vielen Jugendlichen für einen fehlenden Austausch innerhalb des jeweiligen Freundeskreises, welcher oftmals als erste Anlaufstelle zur Bewältigung persönlicher Probleme genutzt wird.

Zudem fehlte nicht ausschließlich der Kontakt innerhalb des Freundeskreises, sondern auch der Kontakt zu Lehrer*innen und Klassenkamerad*innen, denn auch der schulische Alltag hat durch den Corona-Lockdown einschneidende Maßnahmen erfahren. Es fehlte an nötiger zusätzliche Unterstützung und Motivation die Lehrer*Innen, welche im Anwesenheitsunterricht viel intensiver stattfindet. Aber auch der rege Austausch mit Klassenkamerad*innen, welcher ebenso zur Problembewältigung und Motivation im schulischen Umfeld beiträgt, litt unter den Bestimmungen.

Die Schutzmaßnahmen der Stadt Jena waren bzw. sind notwendig und entscheidend für eine möglichst geringe Zahl Infizierter, haben aber dennoch neue Herausforderungen und Probleme mit sich gebracht, welche es nun, auch gerade durch junge Menschen, zu bewältigen gilt. Wenn durch die, durchaus als berechtigt empfundenen Schutzmaßnahmen, den Alltag in dargestellter negativer Weise beeinflussen, kann es durchaus zu psychischen Problemen bei jungen Menschen führen.

Es ist deshalb umso wichtiger die momentane Situation und Stimmung der Jenaer Jugend zu ermitteln und für das weitere Vorgehen auf kommunalpolitischer Ebene zu berücksichtigen und einzubinden.

Das Jugendparlament Jena hat aufgrund der dargelegten Situation in den vergangenen Wochen eine Umfrage erarbeitet, welche ein solches Stimmungsbild der Jugendlichen in Jena abbilden soll.

Die genannte Umfrage bezieht sich sowohl auf den Schulalltag, als auch die Freizeitgestaltung der Jugendlichen, dies sowohl mit Einbezug der momentanen Corona-Pandemie, als auch im allgemeinen Sinne und hatte die Ermittlung des momentanen Ist-Zustandes sowie eine Erfassung der aktuellen Bedürfnisse der Jugendlichen der Stadt Jena zum Ziel. Die Umfrage wurde mit dem Umfrage-Tool Edkimo erstellt und umfasst 19 Fragen bezüglich der bereits genannten Themenfelder. Die Anzahl der Beteiligten liegt bei 390, bei einer Onlinepräsenz der Umfrage von 11 Tagen. Die Umfrage erfolgte anonym und umfasst hauptsächlich Single Choice (Einfachnennung), Multiple Choice (Mehrfachnennung) und offene Fragen (Freifelder), sowie 4er-Skalen mit den Antwortmöglichkeiten „trifft zu/triffteher zu/trifft eher nicht zu/trifft nicht zu.

Die Alterspanne der Beteiligten lag hauptsächlich zwischen 13-20 Jahren (85%). Bezüglich des Wohnorts, welcher in Stadtvierteln anzugeben bzw. unter „Sonstiges“ genauer benannt werden konnte, zeigt sich eine annähernd gleichmäßige Verteilung der Teilnehmer*innen auf alle Stadtviertel, bis auf die Ortsteile Winzerla (10%) und Lobeda (9%), welche in der Umfrage im Vergleich zu den anderen Ortsteilen unterrepräsentiert sind. Die stärkste Beteiligung gab es in den Stadtteilen Jena-West/Zentrum (27%) sowie Jena-Nord (24%).

Die genannten Ergebnissen sind in Relation zu setzen mit der Dauer der Online-Präsenz und der daraus folgenden knappen Zeit für deren Öffentlichkeitsarbeit.
Die Online-Umfrage hat verdeutlicht, dass sich die Teilnehmer*innen an ihrer jeweiligen Schule wohl fühlen (88%) und dies obwohl sich 33% schulisch häufig überfordert fühlen. Dies zeugt von einer guten Umgangsweise und Atmosphäre an den Jenaer schulen trotz des angesprochenen hohen Anforderungsniveaus. Allerdings fällt auf, dass viele Jenaer Schüler*innen sich scheinbar nicht ausreichend über das Thema Drogen (45%) und Sexualität (40%) beraten oder aufgeklärt fühlen. Hierzu hat das Jugendparlament Jena bereits zur Jugendförderplanung 2019/20 einen erhöhten Bedarf zur Prävention und Suchtberatung signalisiert. Unter der Überschrift „Drogenaufklärung ist wichtiger als die nächste Mathenote!“ wurde dies auch Jugendhilfeausschuss thematisiert (siehe 18/2056-BV, Anlage 3).

Ebenso ist auffällig, dass rund 35% der Jugendlichen Treffpunkte in Jena vermissen. Der Bedarf an Sportmöglichkeiten/Institutionen (32%) in Jena ist sehr hoch sowie die Nachfrage internationaler Angebote (18%) (Schüleraustausch, Europäischer Freiwilligendienst,…) bzw. eine Beratung diesbezüglich.

Ebenso deutlich ist die Anzahl der Kinder- und Jugendlichen, die sich mehr Unterstützung und Beratung bei persönlichen Problemen und Krisensituationen (4%) wünschen. Vor allem in diesem Bereich ist es wichtig, die Jugendlichen abzuholen und zu unterstützen und sie gerade jetzt während der momentanen Herausforderungen nicht zu vergessen. Die meisten Beteiligten geben als Hauptaufenthaltsorte in ihrer Freizeit das Paradies (17%) , das Stadtzentrum (18%) und ihren eigenen Stadtteil (23%) an. Es fehlt es in Jena, laut Umfrage, an Treffpunkten für Jugendliche zur ungestörten freien Entfaltung, als Möglichkeit der Begegnung und der Nutzung als Veranstaltungsstätte, außerdem besteht der Wunsch nach zusätzlichen Sportanlagen (Basketball, Skatepark, Schwimmbäder,…) sowie einem ausgebauteren und preiswerteren Nahverkehr. Die Jugendlichen schätzen das Paradies, die Jugendclubs, wie beispielsweise das Kassa
oder das Café Wagner aber, auch die Jenaer Jugendszene an sich, welche Gruppierungen wie bspw. JgR oder Gremien wie das Jugendparlament beinhaltet.
Die Stimmung während des Corona-Lockdowns war eine überwiegend positive, wobei 36% behaupten, Ihnen gehe bzw. ginge es während des Lockdowns eher schlecht bis sehr schlecht.

Allerdings ist diese Zahl nicht zu unterschätzen und verdeutlicht, dass es auch hier Bedarf an Regeneration gibt.

55% der Teilnehmenden monieren eine unzureichende Angebotsvielfalt an Freizeitaktivitäten während des Lockdowns. 33% geben an, dass Ihnen während der Zeit ein Ansprechpartner fehlte, um über persönliche Probleme reden zu können bzw. als Hilfe zur Problembewältigung. Ein oft genanntes Feedback zur Krisenpolitik Jenas ist eine schulische Überforderung bzw. zu hohe Erwartung der schulen und eine ungünstige Planung und Konzeption des Schulalltags während der Corona-Zeit. Allerdings gibt ein Großteil der Befragten an, im Bezug auf die Schutzmaßnahmen mit der Krisenpolitik Jenas während des Lockdowns zufrieden zu sein. Es sei rechtzeitig gehandelt worden, was sich nun in der geringen Infektionsrate und dem schnellen Start zurück in den Alltag zeige. Die Teilnehmer*innen hatten
die Möglichkeit das Krisenmanagement der Stadt Jena in Schulnoten zu bewerten. Die Stadt Jena erreichte eine 2- oder eine 3+, je nachdem wie man eine Durchschnittsnote von 2,5 interpretieren möchte.

Allerdings fällt auf, dass viele Jugendliche der Stadt sich während der Corona-Krise nicht als solche wahrgenommen fühlten. Die Regelungen und Maßnahmen beschränkten sich auf Schüler*innen, wobei die Bedürfnisse außerhalb der Schule scheinbar nicht beachtet wurden.

Dies ist äußerst problematisch und zeigt nun umso mehr, dass es diesbezüglich einiges nachzuholen gilt. Es ist wichtig, den Kontakt zwischen Jugendlichen und deren Ansprechpartner*innen sowohl in der Schule, als auch außerhalb, so gut und schnell es geht wieder herzustellen und ebenso Anlaufstellen wie bspw. Jugendzentren zu öffnen, um dort den fehlenden Austausch und eventuell auch die fehlende Beratung und Motivation wieder zu ermöglichen.

Die Umfrage verdeutlicht, dass in Jena einige Möglichkeiten für Jugendliche als Ort des Austauschs und der freien Entfaltung vorhanden sind, es aber dennoch großen Bedarf an einem Ausbau der momentan vorhanden Möglichkeiten gibt. Es besteht der Wunsch nach besserer bzw. intensiverer Beratungen, sowohl außerschulisch, als auch im schulischen Kontext. Auch der Bedarf an neuen Sportanlagen sowie zusätzlicher Treffpunkte, welche es Jugendlichen ermöglichen sich frei und individuell, außerhalb des schulischen Kontextes und der Elternhäuser, ausleben zu können, wird deutlich artikuliert.