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Jena plastikfrei

Immer mehr Produkte werden aus Kunststoffen hergestellt. Dabei sind mehr als 40 % aller Kunststoffe nur einmal in Verwendung. Dies führt zu einer globalen Plastikmüllproblematik. In Jena wurden im Jahr 2020 pro Einwohner 34 kg an Leichtverpackungen verbraucht. Insgesamt wurden so vom Kommunalservice Jena 3.721 t eingesammelt. Um dies besser zu verdeutlichen: Damit wäre der komplette Marktplatz „zugemüllt“ und der Hanfried wäre gar nicht mehr sichtbar. Die Stadt Jena möchte diesem Trend entgegenwirken und zeigt Alternativen zu Plastikprodukten auf.

MISSIONMEHRWEG in Thüringen gestartet

MISSIONMEHRWEG, die thüringenweite Informationskampagne zur Umstellung von Einweg- auf Mehrwegverpackungen für Essen und Getränke To-Go, ist am 01.06.2022 gestartet. Die Stadt Jena und 14 weitere Thüringer Kommunen nehmen sich dieser Mission an und helfen mit, Ressourcen zu schonen und unsere Umwelt sauberer zu machen.

MISSIONMEHRWEG adressiert Gastronomien, Endverbraucher*innen und Kommunen. Sie werden motiviert für die Ausgabe und Mitnahme von Speisen und Getränken Mehrweggeschirr anzubieten bzw. zu nutzen und damit Verpackungsabfall und Kosten zu reduzieren. Die Kampagne bereitet das Thema Mehrweg informativ, visuell anschaulich und gut verständlich auf. So soll Menschen in Thüringen verdeutlicht werden, dass Ressourcen geschützt werden müssen und jede*r Einzelne dazu einen Beitrag leisten kann.

Beim Kampagnenauftakt am 01.06.2022 bei Henner Sandwiches in Erfurt wurde das Kampagnenmaterial, bestehend aus Kampagnendesign, Website, Instagram- und Facebook Auftritt, Plakatmotiv und Informationsflyern vorgestellt. In entspannter Atmosphäre mit Vertreter*innen aus Kommunen, Gastronomie und Presse wurden alle inhaltlichen Fragen zu den Kampagneninhalten durch Anthea Swart von Zukunftsfähiges Thüringen e.V. und dem Kreativ-Team, bestehend aus ECODesign aus Weimar und covermade aus Erfurt, beantwortet.

Fünfzehn verschieden große Thüringer Kommunen, wie Jena, Sömmerda oder Stadtroda sind Teil von MISSIONMEHRWEG und werden in den kommenden Monaten u.a. durch die Verteilung von Informationsmaterialien an die Gastronomien, Werbung im Stadtbild und auf Social Media auf das Thema aufmerksam machen. Alle aktuellen Informationen sind auf der Kampagnenwebsite MISSIONMEHRWEG zu finden.

Hintergrund der Kampagne ist die Änderung des Verpackungsgesetzes. Ab 01.01.2023 müssen Gastronom*innen europaweit neben Einweg- auch Mehrwegverpackungen anbieten (ab fünf Mitarbeitenden oder 80 qm Verkaufsfläche). Unter der Einhaltung der Hygienevorschrift müssen auch von Kund*innen mitgebrachte Behältnisse befüllt werden können. Da das Nichteinhalten der neuen Vorgaben als Wettbewerbsvorteil ausgelegt werden kann, steht ein Verstoß gegen das neue „Mehrweg-Gesetz“ unter Strafe. Die Kampagne setzt deshalb frühzeitig an und will bis Ende des Jahres eine möglichst hohe Reichweite erzielen.

Hinter MISSIONMEHRWEG steht der Verein Zukunftsfähiges Thüringen e.V. Der Verein ist eine landesweite Dachorganisation für nachhaltige Entwicklung und versteht sich als Arbeits- und Aktionsplattform für die Initiierung und Umsetzung von Nachhaltigkeitsprozessen und entsprechenden Beteiligungsmöglichkeiten.

Teilnehmende Kommunen

  • Arnstadt
  • Bad Berka
  • Bad Blankenburg
  • Bad Köstritz
  • Erfurt
  • Gera
  • Jena
  • Mühlhausen
  • Saalfeld
  • Sömmerda
  • Stadtroda
  • Weimar
  • Nordhausen
  • Eisenach
  • Bad Tabarz

Kunststoffabfälle in Jena

2019 wurden in Jena insgesamt 3.788 t Leichtverpackungen über die Gelben Tonnen gesammelt. Pro Einwohner sind das 34 kg im Jahr. Damit lag Jena 2019 leicht über dem bundesweiten Durchschnitt von 32 kg pro Einwohner und Jahr.

Verpackungsmüll auf Mülltonne
Verpackungsmüll auf Mülltonne, © KSJ

Probleme

​Plastik verrottet nicht. Vielmehr entsteht durch Alterungs- und Zerfallsprozesse Mikroplastik und das ist ein großes Problem. Gemeinhin werden Kunststoffpartikel mit einer Größe von weniger als 5 mm als Mikroplastik bezeichnet.

Durch verschiedene Transportwege werden die leichten Plastikpartikel weltweit verteilt. Forscher des Alfred-Wegener Instituts haben erstmals Mikroplastik in Schneeproben nachgewiesen. Ein Beweis dafür, dass Mikroplastik nicht nur über den Wasserweg transportiert wird, sondern auch in der Atmosphäre schwebt.

Kunststoffabfälle, die in die Umwelt gelangen, schaden ganzen Ökosystemen und der Tierwelt. Größere Plastikteile werden von Meeressäugern und Vögeln mit Nahrung verwechselt. 99 % der Plastikreste sind nicht mehr sichtbar, da sie zu Mikroplastik zerrieben und verteilt werden. Kunststoffteile können sich teilweise mit giftigen Schadstoffen vollsaugen, beispielsweise mit krebserregenden Chlorverbindungen. Werden diese von Tieren verschluckt, geben sie die Schadstoffe wieder ab.

Zur Frage, wie gefährlich Mikroplastik für den Menschen ist, gibt es kaum eindeutige Studien. Langzeitfolgen auf den menschlichen Körper wurden bisher nicht untersucht. Es wird noch Jahre dauern, bis die Forschung genau versteht, wie Mikroplastik wirkt.

Tölpel sitzt auf Nest aus altem Fischernetz
Tölpel sitzt auf Nest aus altem Fischernetz, © pixabay

​Plastikfrei in Jena

​Was kann man in Jena tun, um seinen Plastikverbrauch zu reduzieren?

Unverpackt einkaufen

Ob große Supermarktketten oder kleiner Laden um die Ecke, viele Geschäfte bieten mittlerweile Produkte ganz ohne Plastikverpackungen an. So können Unmengen an Verpackungsmaterialien für die Produkte des täglichen Bedarfs eingespart werden. Auch in Jena gibt es viele Möglichkeiten unverpackt einzukaufen. Eine Übersicht vieler verpackungsfreier Läden finden Sie unter den Links.

Lebensmittel in Gläsern verpackt
Lebensmittel in Gläsern verpackt, © Pexels

Bag-Sharing

Wer kennt es nicht? Zuhause der Schrank voller Beutel und beim Einkauf wieder nichts dabei? Und so kommt der nächste Stoffbeutel ins Haus. Bag-Sharing ist ein ökologisch nachhaltiges Projekt mit dem Ziel, ein Pfandsystem für Stoffbeutel in Jena zu etablieren. Sie können bei Ihrem nächsten Spontan-Einkauf einfach zu einem Bag-Sharing-Beutel greifen. Den erworbenen Bag-Sharing-Beutel können Sie dann beim nächsten Mal wieder im Supermarkt abgeben. Um das Projekt so nachhaltig wie möglich zu gestalten, besteht der Großteil der Bags aus „Second-Hand“-Beuteln, die im Rahmen zahlreicher Sammelaktionen gespendet wurden.

Hintergrund ist, dass ein Stoffbeutel zum Teil erst nach 131-maliger Verwendung eine bessere Ökobilanz aufweist als eine Plastiktüte, da die Produktion der Stoffbeutel sowohl wasser- als auch energieintensiv ist und außerdem zahlreiche Chemikalien verwendet werden, die unsere Umwelt zusätzlich belasten.

Unter dem Motto „Immer wieder verwenden, statt immer wieder verschwenden" soll so auch der Gang zum Supermarkt ein Stück nachhaltiger gestaltet werden. 

Sie möchten unser Projekt unterstützen? Bag-Sharing freut sich über jede Stoffbeutelspende. Die Partner nehmen Ihre Beutel gerne entgegen. Weitere Informationen finden Sie unter Links.

Refill

Das Konzept von Refill Deutschland ist simpel und einfach: Läden mit dem Refill Aufkleber am Fenster oder der Tür füllen kostenfrei Leitungswasser in jedes mitgebrachte Trinkgefäß. Unter dem Motto „Habe deine Trinkflasche dabei! Schütze unsere Umwelt! Trink genug Wasser! Lebe gesund! Spare Geld!“ soll Plastikmüll vermieden und unsere Umwelt geschützt werden. In Jena nehmen bereits viele Läden teil. Eine Karte aller Refill-Stationen in Jena finden Sie unter Links.

Refill-Aufkleber
Refill-Aufkleber, © Refill Deutschland

​Alternativen

Papier- statt Plastiktüte?

Die Plastiktüte einfach durch eine Papiertüte zu ersetzen, so einfach ist es leider nicht. Papiertüten haben keine bessere Ökobilanz als Plastiktüten:

  • Für die Herstellung werden überwiegend frische Papierfasern verwendet, es gibt nur wenige Tüten aus echtem Altpapier (auf den Blauen Engel achten!).
  • Die Herstellung von Zellulose für Papiertüten ist äußerst energie- und wasseraufwändig.
  • Um Papiertüten möglichst stabil zu machen, ist sehr viel Material sowie lange und chemisch behandelte Fasern nötig.

Fazit: Papiertüten müssen schätzungsweise mindestens dreimal so oft genutzt werden wie eine erdölbasierte Plastiktüte, damit sich die Klimabilanz ausgleicht.

Übrigens sind auch die Tüten aus „Bioplastik“ nicht zu empfehlen. Häufig bestehen diese aus Maisstärke. Mais ist zwar ein nachwachsender Rohstoff, allerdings besteht die Gefahr, dass der Anbau von nachwachsenden Rohstoffen in Konkurrenz zur Nahrungs- und Futtermittelherstellung steht. Und für ihre Herstellung ist eine beträchtliche Menge Energie notwendig. Zudem brauchen Bioplastiktüten zu lange für die Verrottung im Kompostwerk und werden deshalb faktisch nicht kompostiert und nicht recycelt. Einwegtüten – egal, ob aus welchem Material - sollte man also möglichst vermeiden. Und wenn sie doch einmal unvermeidbar ist, dann sollte sie so oft wie möglich benutzt werden.

Plastiktüte liegt in der Natur
Plastiktüte liegt in der Natur, © pixabay / Anastasia Gepp

Einweg? Mehrweg!

Durch die Einführung eines Pfandes auf Einwegdosen und Einwegflaschen bei bestimmten Getränkegruppen wollte die Bundesregierung die Mehrwegquote steigern. Dieses Ziel wurde nicht erreicht. Im Gegenteil: Jahr für Jahr sinkt der Anteil an Getränken in Mehrwegflaschen. Mit 42 % lag die Mehrwegquote 2017 auf einem neuen Tiefstand. Dabei ist Mehrweg eine umweltfreundliche Alternative, nicht nur bei Einweg-Getränkeflaschen. Auch für loses Obst und Gemüse werden inzwischen häufig Mehrwegnetze angeboten.

Laut der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM) sind Einwegprodukte wie To-Go-Verpackungen und Einweggeschirr Ursache für hohe und steigende Abfallmengen. Verpackungen und Geschirr aus Papier oder Pappe sind auch hier keine umweltfreundliche Alternative. Besser auch hier: vermeiden statt ersetzen. Wenn ein Ersatz her muss, dann für den To-Go-Kaffee den eigener Kaffeebecher mitbringen oder Mehrweggeschirr nutzen.

Einweg-Plastikflaschen
Einweg-Plastikflaschen, © pixabay / Hans Braxmeier

​10 Tipps für den Alltag

  1. Überflüssige Einwegprodukte aus dem Alltag verbannen: Manche Produkte werden nur wenige Minuten genutzt und landen dann im Müll: Plastikgeschirr, Trinkhalme oder Wattestäbchen aus Plastik zum Beispiel. Besser: die umweltfreundliche Alternative wählen (Mehrweggeschirr) oder ganz auf einzelne Produkte zu verzichten.
  2. Taschen, Beutel und Dosen mitnehmen: Vor dem Einkauf an Stoffbeutel oder Rucksack denken, so lassen sich unnötige Plastiktüten vermeiden.
  3. Auf dem Markt einkaufen: Wer auf dem wochenmarkt einkauft, unterstützt dadurch nicht nur regionale Händler, sondern bekommt Obst und Gemüse lose und nicht in Plastik eingeschweißt. Am besten Mehrwegbeutel mitbringen oder Plastiktüten, die sich zu Hause ohnehin angesammelt haben, und diese mehrfach nutzen.
  4. Auf Tetrapaks und Plastikflaschen verzichten: Der Pflichtpfand für Einwegdosen und -flaschen führte paradoxerweise zu einer Zunahme an Einweggetränkeflaschen und damit einer sinkenden Mehrwegquote. Deshalb: zu Mehrwegflaschen greifen oder den Durst ganz ohne Verpackung mit Leitungswasser stillen.
  5. Plastik mehrfach verwenden: Nicht jede Plastikverpackung muss man sofort wegwerfen. Leere Duschgel-, Shampoo- oder Reinigungsmittelflaschen kann man entweder im Unverpacktladen nachfüllen lassen oder man greift auf Nachfüllpackungen zurück.
  6. Frisch kochen: Fertigprodukte kommen oft in viel Plastik verpackt daher. Mit frischen Zutaten lässt sich unnötiges Plastik beim Kochen vermeiden.
  7. Kaffeebecher mitnehmen: Wir verbrauchen in Deutschland 320.000 Einweg-Becher für Heißgetränke – pro Stunde! Wer auf den Kaffee unterwegs nicht verzichten kann, sollte den eigenen, immer wieder befüllbaren Mehrwegbecher mit dabei haben.
  8. Unverpackt-Läden: Ohne Plastik- bzw. Einwegverpackungen einkaufen, das geht in Unverpackt-Läden - auch in Jena. Mitgebrachte Behälter werden hier einfach aufgefüllt. Mal ausprobieren! Eine Übersicht vieler verpackungsfreier Läden finden Sie unter den Links.
  9. Kleidung lange nutzen: Neben Kleidung aus Synthetik, bei der sich beim Waschen kleine Plastikpartikel lösen und letztlich in unseren Gewässern landen, ist „Fast Fashion“ zum Problem geworden. Schnell wechselnde Kollektionen und eine verkürzte Haltbarkeitsdauer der verwendeten Materialien sorgen für einen hohen Ressourcenverbrauch, schwierige Arbeitsbedingungen sowie erhöhte Umweltverschmutzung. Es gilt, weniger und bewusster einzukaufen, statt neu auch einmal gebraucht kaufen. Second-Hand Läden sowie online-Tauschbörsen und Plattformen bieten sich hierfür an.
  10. Müll sammeln: Es ist kein schöner Anblick: Plastikmüll in der Natur. In Jena kann man sich einmal im Jahr an dem von der Bürgerstiftung organisierten SaalePUTZ beteiligen, um das Saaleufer von Müll zu befreien. Aber natürlich ist auch an den restlichen 364 Tagen im Jahr ist das Sauberhalten unserer Umwelt willkommen. Gern unterstützen wir Sie. Der KSJ vermittelt mit seinen Dienstleistungen einen verantwortungsbewussten Umgang mit der Umwelt und den schonenden Umgang mit Ressourcen. Unterstützt werden dabei Kindertagesstätten, Schulen, Vereine und ehrenamtlich agierende Personen mit wald- und abfallpädagogischen Angeboten und/oder Reinigungsaktionen. Gern sind wir gesamtheitlich bei Ihren Sammel- oder Beräumungsaktionen behilflich:
    • Verleih von Greifzangen, Mülltüten und Handschuhen
    • Bereitstellung von Containern und Abholung von Abfall
    • Abfallberatung und Umweltbildung für mehr Nachhaltigkeit
    • Aktionswerbung (Teilnahmebuttons und Pressearbeit)

Sprechen Sie uns gern unter der Telefonnummer: 0049 3641 4989-250 oder per E-Mail: vertrieb@jena.de an.

Kinder- & Jugend-Umweltpreis 2021

Unter dem Motto "Weniger ist mehr - So vermeiden wir Abfall" stand der diesjährige Jenaer Kinder- & Jugend-Umweltpreis. Damit hatte die Stadt das Thema Abfallvermeidung und Ressourcenschonung stärker in den Fokus gerückt. Elf tolle Projekte wurden von Kindergärten, Schulen und einem Verein eingereicht und zeigten, dass sich die Kinder und Jugendlichen intensiv mit dem Thema beschäftigten. Presseberichte dazu sind unter Links zu finden.