Jena erlebt gerade an vielen Stellen einen Innovationsschub, der dem der Nachwendezeit der 1990er Jahre ebenbürtig ist. Man sieht es an den zahlreichen Großbaustellen in der Innenstadt: Engelplatz, Inselplatz, Zeiss-Areal, um nur einige zu nennen. Weniger sichtbar laufen auch viele Prozesse im Hintergrund, die all die Neuerungen flankieren sollen. Gerade stellt sich beispielsweise die Veranstaltungs-, Kongress- und Conventionszene neu auf. Wir berichten deshalb vom Forschungstreffen in Jena mit dem Titel FUTURE MEETING SPACE.
Das Ökosystem von veranstaltungen wird sich massiv und nachhaltig verändern. So lautet die zentrale These des „Future Meeting Space“, der in diesem Jahr die Frage klären möchte, wie das neue Ökosystem von veranstaltungen in der Post-Corona-Epoche aussehen wird.
Future Meeting Space ist ein Innovationsverbund, initiiert vom German Convention Bureau und dem Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO. In der derzeit 4. Forschungsphase ist die Stadt Jena mit dem Jena Convention Bureau, der Wirtschaftsförderung sowie dem Dezernat für Stadtentwicklung neben 20 anderen Stakeholdern aus der nationalen Veranstaltungsbranche Forschungspartner.
Dass Jena bestens für zukünftige veranstaltungen gewappnet ist, davon konnten sich die Forschungspartner unlängst, am 21. und 22. Juli 2021, beim Forschungstreffen in der Lichtstadt überzeugen.
In einem spannenden Programm erlebten die Teilnehmer:innen die bisher entwickelten Themenfelder des aktuellen Forschungsthemas am Beispiel Jenas. Dazu gehörten Themen wie Destinations- und Stadtentwicklung, Visualisierung und Digitalisierung, Themenspezialisierung und -besetzung sowie Gebäudetransformation und -umnutzung.
Der Startschuss zum 2-tägigen Forschungstreffen fiel im SCALA Turm Restaurant im JenTower, von wo sich die Teilnehmer:innen einen hervorragenden ersten Eindruck von der Stadt und den aktuellen Stadtentwicklungsprojekten verschaffen konnten. Hier gab Christian Gerlitz, Bürgermeister und Dezernent für Stadtentwicklung, einen kurzen Überblick über die Stadt Jena und eben diese Entwicklungsprojekte, bevor Valentina Kerst, Staatssekretärin für Wirtschaft und Digitale Gesellschaft Thüringen, über das Thema Digitalisierung sprach. Christian Gerlitz betonte die Wichtigkeit von Clustern und damit von Netzwerken in Jena und Valentina Kerst stellte die zentrale Frage, was genau Digitalisierung eigentlich ist – nämlich das Zusammenbringen und die gemeinsame Nutzung von Daten und Informationen.
Nach einem Workshop rund um das Forschungsthema folgte eine Führung durch das Volkshaus Jena, das ein erstklassiges Beispiel für die Umnutzung von Räumen und die Entwicklung von authentischen Orten für veranstaltungen ist.
Das Saalgebäude wurde von Ernst Abbe – einem der Gründerväter des ZEISS-Konzerns – initiiert und bereits 1903 als „Haus für das Volk“ eröffnet. Der angrenzende Gebäudeteil beherbergte bis 2019 die Stadtbücherei der Stadt Jena und wird derzeit zum Tagungszentrum umgebaut. Die Eröffnung ist für das Frühjahr 2022 geplant. Die Lichtstadt Jena verfügt dann über ein Veranstaltungshaus, das neben einem großen Saal mehr als 10 weitere Räume für Workshops, Catering, Industrieausstellungen und jegliche weitere Veranstaltungskonzepte bereithält.
Das Volkshaus befindet sich im Herzen von Jena und ist damit perfekt eingebunden in die Infrastruktur der Stadt. Es wird denkmalgerecht im Stil der Epoche seiner Erbauung saniert und ist Teil der Stadtgeschichte, in einer Stadt, in der die Optik noch heute zu den wichtigsten und zukunftsträchtigsten Branchen gehört.
Auch der 2. Tag der Veranstaltung startete mit geballter Jena-Power. Beim morgendlichen Frühstückgespräch im Steigenberger Esplanade Hotel berichtete Annelie Herrmann, Sales Director der rooom AG, über die Möglichkeiten von digitalen Räumen während Sabine Wosche, Geschäftsführerin der Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen, über Jena als „Leuchtturm Thüringens“ sowie ganz reale Räume und deren Nutzungskonzepte sprach. Unter anderem bestätigte sie die Nachfrage nach authentischen Orten, die multifunktional und temporär nutzbar sind.
Netzwerken war das Thema unseres Treffens mit Dr. Dana Strauß im Hauptgebäude der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Sie stellte hier JenaVersum vor. JenaVersum befindet sich gerade im Aufbau und soll den Dialog zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Wirtschaft in Jena stärken und Ausgangspunkt für eine koordinierte Zusammenarbeit aller Akteure am Standort sein. Auch Frau Dr. Strauß betonte den Bedarf für neue Räume, die zufällige Kontakte und damit neue Kooperationen ermöglichen.
Es folgte ein Beitrag von Rajko Görls, Geschäftsführer des PCO Conventus, einem der größten deutschen Organisatoren von medizinischen Großkongressen. Mit Corona erlebte das Unternehmen die „Stunde 0“, konnte aber erfolgreich auf die Organisation von digitalen Kongressen setzen. Herr Görls erläuterte, dass auch nach Corona Elemente, die dem reinen Wissenstransfer dienen, digital bleiben könnten. Für Organisator:innen und Besucher:innen von Kongressen sei das Thema Netzwerken jedoch von zentraler Bedeutung, und dieser elementare Teil von veranstaltungen ließe sich nur analog durchführen, so Görls.
Während des Besuchs im Leibniz-Institut für photonische Technologien (IPHT) zeigte Prof. Dr. Timo Mappes, Leiter Stiftung Deutsches Optisches Museum, die optische Geschichte und bahnbrechende Erfindungen aus dem Bereich der Optik aus Jena auf. Im Anschluss stellte er das Konzept für das neue Deutsche Optische Museum vor, das 2024 öffnen soll. Anhand modernster hands-on Objekte sollen Museumsbesucher:innen – darunter auch Tagungsgäste – das Thema Optik hautnah erleben können. Daniel Siegesmund, Leiter Öffentlichkeitsarbeit und Forschungsmarketing am IPHT, stellte zum Abschluss die Forschungen des Instituts vor. Das Institut ermöglicht durch die Entwicklungen von photonischen Technologien zukunftsweisende Anwendungen in den Lebenswissenschaften. Auch Siegesmund betonte die Bedeutung von gelebtem wissenschaftlichen Austausch.
Auch wenn das Forschungsprojekt erst Ende des Jahres abgeschlossen sein wird, steht schon jetzt fest, dass vor allem zwei Dinge für veranstaltungen und Veranstaltungsorte wichtig sein werden: gelebte Authentizität und die Bildung von Netzwerken. Jena ist eine Stadt, die durch Wissenschaft und Wirtschaft glänzt, die städtebaulich gerade eine Transformation erlebt und in der Vernetzung großgeschrieben wird. Jena ist damit bestens gewappnet für die zukünftigen Herausforderungen der Veranstaltungsbranche, und das Jena Convention Büro freut sich, Jena als Standort für Tagungen und Kongresse bekannt machen zu dürfen!