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Positive Bilanz nach einem Jahr Antidiskriminierungsstelle in Jena

23.11.2022

Mit 30 Kontaktaufnahmen in 12 Monaten zieht das Team des Büros für Migration und Integration eine positive Bilanz der Arbeit der Antidiskriminierungsstelle im ersten Jahr ihres Bestehens.

„Als wir im Juli 2021 unsere Arbeit aufnahmen, war das öffentliche Leben noch stark von der Pandemie geprägt. Zugangsbeschränkungen und Infektionsschutzmaßnahmen veränderten den Lebens- und Arbeitsalltag stark. Die Vernetzungsmöglichkeiten waren eingeschränkt und wir konnten nur in geringem Umfang für die Arbeit der Antidiskriminierungsstelle werben. Gemessen an diesen äußeren Rahmenbedingungen können wir mit dreißig Kontaktaufnahmen in 12 Monaten sehr zufrieden sein“, sagt Dörthe Thiele vom Büro für Migration und Integration.

Ebenso positiv zu bewerten ist die Tatsache, dass es trotz der Personalunion mit dem Büro für Migration und Integration gelungen ist, durch einen eigenen Internetauftritt und eine separate Rufnummer eine Abgrenzung zwischen den beiden Tätigkeitsbereichen zu schaffen und als Antidiskriminierungsstelle sichtbar zu werden.

Kathrin Bajohr vom Büro für Migration und Integration ergänzt: „So wendeten sich Menschen nicht nur aufgrund von Rassismuserfahrungen an die Antidiskriminierungsstelle, sondern auch weil sie sich wegen ihres Geschlechts, ihrer sexuellen Orientierung oder einer Behinderung diskriminiert fühlten. Wir beraten in der Antidiskriminierungsstelle ganzheitlich.“

Die Einrichtung der Antidiskriminierungsstelle war eine Maßnahmen im 10-Punkte-Aktionsplan der Stadt Jena gegen Rassismus. Die Mitgliedschaft in der Städtekoalition gegen Rassismus (ECCAR) basiert darauf, dass diese Maßnahmen nach und nach umgesetzt werden.

Oberbürgermeister Dr. Thomas Nitzsche sagt: „Die Aufnahme in die Städtekoalition würdigt unser bisheriges Engagement im Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung. Diesen Weg werden wir weiter konsequent gehen, denn für uns ist klar: In Jena ist kein Platz dafür.“

Hintergründe zum Bericht „1 Jahr Antidiskriminierungsstelle“ und nächste Schritte

 Dörthe Thiele (l.) und Kathrin Bajohr vom Büro für Migration und Integration stehen auf der Wiese vor dem Verwaltungsgebäude am Anger 15 und halten einen Flyer der Antidiskriminierungsstelle in der Hand.
Dörthe Thiele (l.) und Kathrin Bajohr vom Büro für Migration und Integration

Bemerkenswert war, dass es auch telefonische Anfragen aus dem Umland der Stadt Jena gab. In diesen Fällen wurde in einem ausführlichen Gespräch auf überregionale Angebote je nach dem individuellen Bedarf der Ratsuchenden verwiesen, ebenso wurden weitere mögliche Schritte skizziert und besprochen.

Die Arbeit der Antidiskriminierungsstelle war davon geprägt, dass ein Drittel der Ratsuchenden keinen weiterführenden Handlungsauftrag formulierten. Diesen Menschen ging es vorrangig darum, Erfahrungen zu schildern und ihren Standpunkt formulieren zu können. Zwei Drittel der Kontakte mündeten in einen umfangreicheren Begleitprozess, der sich individuell am Auftrag und den Ressourcen der Ratsuchenden orientierte.

Sofern der Wunsch bestand, holte die Antidiskriminierungsstelle Stellungnahmen bei der mutmaßlich diskriminierungsverantwortlichen Stelle ein. Positiv anzumerken ist, dass alle Aufforderungen zur Stellungnahme entweder schriftlich beantwortet wurden oder es zumindest eine fernmündliche Rückmeldung gab, auch wenn diese Rückmeldungen nicht immer von der Einsicht für eigenes diskriminierendes Handeln geprägt waren. Zu persönlichen Vermittlungsgesprächen kam es dagegen nicht. Dies ist nicht ungewöhnlich, denn die wenigsten Ratsuchenden möchten sich – das zeigt auch die Erfahrung anderer Antidiskriminierungsstellen – einer direkten Konfrontation mit der diskriminierungsverantwortlichen Stelle aussetzen.

In mehr als der Hälfte der Beratungsfälle musste eine Diskriminierung festgestellt werden, überwiegend handelte es sich um Rassismus. Obgleich die Jenaer Antidiskriminierungsstelle angenommen wird, ist von einer hohen Dunkelziffer auszugehen. Die in der Antidiskriminierungsstelle bekannt gewordenen Fälle stellen vermutlich nur die „Spitze des Eisbergs“ dar.

Mit einer stadtweiten Kampagne gegen Rassismus möchte die Stadt Jena im kommenden Jahr weiter im öffentlichen Raum auf Rassismus und Diskriminierung sowie auf entsprechende Hilfsangebote aufmerksam machen.

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