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In acht Monaten um die Welt – JenaKultur-Blog
Allgemein JenaKultur (übergreifend)

In acht Monaten um die Welt

Berit Bodenmüller im Bryce Canyon

Mit einem Sabbatical zu den schönsten Sehnsuchtsorten der Welt – ein Erlebnisbericht

Letztes Jahr hat sich unsere Berit aus dem Frontoffice der Jena Tourist-Information einen großen Traum erfüllt: Acht Monate Auszeit, raus aus dem Alltag – aber auch aus der Komfortzone – und rein ins große Abenteuer! Möglich gemacht hat das ein Sabbatical, eine längere Freistellung aus dem Arbeitsverhältnis, die durch den/die Arbeitnehmer:in aus dem Gehalt vorfinanziert wird.

Mit unvergesslichen Erinnerungen an paradiesische Orte und Gleichgesinnte, die ihren Weg gekreuzt haben, ist sie zu uns zurück gekehrt, und berichtet heute von ihren Erlebnissen, und was es mit dem Sabbatical auf sich hat.

Ihr Fazit: Mehr „Mutausbrüche“ wagen!

Liebe Berit, seit ein paar Monaten bist Du zurück von der großen Reise. Erzähl uns gerne mal von den Ursprüngen, wie bereitet man so ein Sabbatical vor?

In der Welt fühlte ich mich schon immer zuhause, der Beruf der Kauffrau für Tourismus und Freizeit ist meine Passion, Kultur und Fremdsprachen sind mein Element. So kam es, als ich 2019 in meinem Bekanntenkreis von einem Sabbatical hörte, dass ich mir so etwas sehr gut für mich vorstellen konnte. Einfach mal raus, Sehnsuchtsorte besuchen, sich vom Herzen leiten lassen und Abenteuer leben. Aber würde JenaKultur seinen Angestellten so eine einzigartige Möglichkeit der Selbstverwirklichung bieten?

Das kann ich ganz klar mit ‚Ja‘ beantworten, JenaKultur macht’s tatsächlich möglich! Mit der im Oktober 2019 verfassten Dienstvereinbarung Nr. 36 zur Einführung von Langzeitkonten gem. § 10 Abs. & TVöD. Sie gilt für alle Beschäftigten der Stadtverwaltung Jena und der Eigenbetriebe jenarbeit, Kommunale Immobilien Jena, Kommunalservice Jena und JenaKultur.

Das Besondere an dieser Dienstvereinbarung ist, dass sie nicht nur einen früheren Eintritt in den Ruhestand oder die Teilnahme an einer Qualifizierungsmaßnahme ermöglicht, sondern auch eine Freistellung aus persönlichen Gründen, wie in meinem Fall für eine längerfristige Reise. Der Antrag setzt sich aus drei Anlagen zusammen, dem Antrag auf Abschluss einer Wertguthabenvereinbarung, die Wertguthabenvereinbarung an sich und eine Übersicht über die Arbeits- und Freistellungsphasen.
Zu beachten ist, dass man mindestens seit zwei Jahren in einem Beschäftigungsverhältnis mit der Stadt Jena steht und sich in einem unbefristeten Arbeitsverhältnis befindet. Außerdem muss darauf geachtet werden, dass das verminderte monatliche Gehalt die Geringfügigkeitsgrenze nicht unterschreitet.

Die Grundvoraussetzungen für ein Sabbatical sind also glücklicherweise gegeben. Was heutzutage absolut nicht selbstverständlich ist, aber auch beweist, was der Eigenbetrieb der Stadt Jena als Arbeitgeber für seine Beschäftigten möglich machen kann.

Das ganze Vorhaben bedarf natürlich einer Antragspflicht, und dem gehen viele Abstimmungen mit Vorgesetzten voraus. Der zusätzliche Aufwand im Hintergrund für den Personalbereich und das eigene Team darf dabei nicht vergessen oder unterschätzt werden. Denn für den Zeitraum der Freistellung muss die Stelle nachbesetzt werden, das bedeutet unter anderem die Ausschreibung einer befristeten Stelle, Vorstellungsgespräche zu führen, überhaupt fündig zu werden in Zeiten von Fachkräftemangel und die Einarbeitung der Vertretung in das komplexe Arbeitsfeld der Jena Tourist-Information. Ich bin allen Beteiligten unendlich dankbar, dass auch dies kein Hindernis für die Freistellung dargestellt hat und ich als erste Mitarbeiterin von JenaKultur in die Welt ziehen durfte!

Berit Bodenmüller am Horse Shoe Bend
Horse Shoe Bend, Arizona (USA) ©Berit Bodenmüller

Mit der Bewilligung war nicht nur der Grundstein für die Erfüllung einer meiner Lebensträume gestellt, sondern es war ebenso der Beginn von Verzicht. Über ein Jahr lang wurde ein gewisser Anteil meines Gehalts auf einem Langzeitkonto bei der Stadt eingezahlt. Dieses Geld diente mir später während der Reise als Einkommen, ich blieb weiterhin sozialversichert und musste nicht nur von meinem Ersparten leben.

Den Reiseplan stellte ich mir online selbst zusammen und buchte ein Around the World Ticket. Da ich sehr organisiert und selbstständig bin und am liebsten ganz alleine reise, um mich auf die Sprache und die fremde Kultur völlig einzulassen, war ich von niemandem abhängig und stellte mir eine Reiseroute über Amerika, Kanada, Neuseeland und – für mich das Beste zum Schluss – Australien zusammen. Während meiner Freistellung konnte dienstlich eine kompetente Vertretung gefunden werden, so dass meine lieben Kolleg:innen keinen Mehraufwand durch meine Abwesenheit hatten.

Das klingt alles sehr spannend und abenteuerlich. Gibst Du uns einen kleinen Einblick in Deine Reise, was waren Deine Highlights und verlief alles nach Plan?

An sich war die ganze Reise ein absolutes Highlight. Es ist ein irre tolles Gefühl, fast jeden Morgen in einem anderen Ort aufzuwachen, jeden Tag Abenteuer zu erleben, sich mit gleichgesinnten Menschen zu vernetzen, sich selbst weiterzuentwickeln und einfach ganz frei und unbeschwert seinem Herzen zu folgen.

Die Reise führte mich an zahlreiche wundervolle Orte wie den Lake Tahoe oder viele Nationalparks in den Bundesstaaten Utah, Nevada, Arizona und Kalifornien. Nachdem ich in Kanada die Umgebung von Vancouver erkundet hatte, flog ich für ein paar Städtetrips an die Ostküste von Amerika. Von New York City ging es weiter an eins meiner Traumziele, Hawai’i (die größte Insel des Bundesstaates Hawaii, Anm. d. Red.). Nach den abenteuerlichen Roadtrips ließ ich an den malerischen Stränden an der berühmten North Shore O’ahus meine Seele baumeln. Aus einem geplanten Monat auf der wunderbaren Insel im pazifischen Ozean wurden am Ende zwei.

Ein Kontrastprogramm bot sich mir in Neuseeland, wo der Sommer erst in den Startlöchern stand. Ein Tag im „Auenland“ wird mir auch besonders in Erinnerung bleiben – wahrscheinlich träumt jeder „Herr der Ringe“-Fan vom idyllischen Hobbiton Movie Set.

Die letzten Monate verbrachte ich in meinem Sehnsuchtsland Australien. Viele atemberaubende Urlaube erlebte ich hier bereits, segelte um die Whitsunday Islands, tauchte im Great Barrier Reef und umwanderte den Uluru (auch Ayers Rock: Inselberg in der zentralaustralischen Wüste, der den lokalen Aborigines heilig ist – Anm. d. Red.). Besonders angetan hat es mir diesmal die kleine Insel vor der Metropole Perth, Rottnest Island. Hier findet man nicht nur die besten, azurblauben Buchten zum Schnorcheln, sondern auch die einsamsten Strände zum ungestörten Sonnenbaden oder Meditieren. Aber das tollste an der Insel ist klein, flauschig, neugierig und springt: die Quokkas! Die kleinen nachtaktiven Kängurus zaubern einem einfach immer ein Lächeln ins Gesicht.

 

Nach dem Einblick ein Ausblick: Wie hast Du Dich nach der Rückkehr wieder in Jena eingelebt? Würdest Du alles nochmal genauso machen?

Leider hat alles ein Ende, so auch diese Reise. Aber die Erinnerungen in meinem Herzen sind unvergänglich und die Freundschaften mit tollen Menschen aus aller Welt bleiben bestehen. In Worte lässt es sich nicht fassen, wie dankbar ich JenaKultur für mein erstes Sabbatical und die Chance der Selbstverwirklichung bin. Man sollte einfach viel öfter einen Mutausbruch haben!

An sich würde ich alles nochmal genau so machen, bloß die Reisezeit würde deutlich länger ausfallen. Mit diesem Sabbatical habe ich mein Fernweh nach vielen Orten, an denen ich noch nie zuvor war, gestillt. Ich kann mir aber auch sehr gut vorstellen, ein anderes Mal vielleicht eine Yoga-Ausbildung in Indien – nur für mich – zu machen, an einer Schule in irgendeiner abgelegenen Provinz zu arbeiten, oder, wenn meine Eltern in Rente sind, die Gelegenheit zu haben, mit ihnen zusammen noch mehr zu entdecken von der Schönheit der Welt.

Wenn nicht in diesem Leben, wann dann?!

Berit Bodenmüller im Grand Canyon
Grand Canyon, Arizona (USA) ©Berit Bodenmüller

Haben Sie, liebe Leser:innen schon von der Möglichkeit gehört, einfach mal für ein paar Monate aus dem Berufsalltag auszusteigen? Oder sogar schon selbst ein Sabbatical gemacht?

Erzählen Sie uns doch davon in den Kommentaren – was mussten Sie dabei beachten, was würden Sie anderen empfehlen? Oder tragen Sie sich gerade mit dem Gedanken, eine Auszeit zu nehmen, und möchten unserer „Sabbatical-Fachfrau“ Berit Bodenmüller eine Frage stellen?

Wir danken ihr für diese eindrucksvollen Impressionen und freuen uns auf Ihre Anregungen und Berichte!

  1. Eine bewundernswerte junge Frau mit Mut und viel Eigeninitiative. Toll berichtet!
    Da wünsche ich dir vor allem Gesundheit für die Umsetzung nächster Pläne und daß du der Stadt Jena noch lange erhalten bleibst bzw immer wieder zurückkehrst.

    • … und auch ein toller Arbeitgeber, wie wir finden, der das möglich macht!! :-)))

      Das JenaKultur-Blogredaktionsteam

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