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Kulturelle (Über)LebensZeichen in der Anderthalbmetergesellschaft – JenaKultur-Blog
Musiker*innen bei den Jenaer Straßenpflasterfestspielen am 25. Juli 2020

Keine Kulturarena – am 22. Juli sollte die KonzertArena starten!! – und doch Kultur!
Vorsichtig bemühen sich alle Einrichtungen und Bereiche des Eigenbetriebs, der Öffentlichkeit wieder Angebote zu unterbreiten. Ausstellungen, Führungen, Märkte, Kurse und kleinere Veranstaltungsformate werden erprobt. Freilich alles noch ein wenig mit angezogener Handbremse, denn Infektionsschutzkonzepte fordern nach wie vor die Einhaltung von Abstandsregeln. Wir sind ja immer noch in der Pandemie! Gerade steigen die Infektionszahlen weltweit wieder.

Wie lange wird uns Corona begleiten und unser Leben womöglich nachhaltig verändern? Müssen wir also auch Kultur völlig neu denken? Und: Wie genau müssen wir mittel- und längerfristig Kultur denken? Sie ist – das spüren gerade viele schmerzlich – mehr als ein „weicher“ Standortfaktor. Sie ist eine Gelingensbedingung positiver Stadtentwicklung. Von daher ist es schon nahezu Glück im Unglück, dass diese Krise mit der Fortschreibung der städtischen Kulturkonzeption zusammenfällt, da Corona wie allenthalben postuliert, den Blick schärft, wie in einem Brennglas die Schwachpunkte unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens gnadenlos aufzeigt.

Welche Kultur braucht eine wachsende und sich verändernde Stadt(gesellschaft) wie Jena also? Welche der aktuellen großen Transformationen spielen auch für die Entwicklung der Kultur in Jena eine so wichtige Rolle, dass sich aus ihrer langfristigen Entwicklung kurz- und mittelfristige Entscheidungen herleiten lassen?

Mit all diesen Fragen hat sich das Redaktionsteam unter der Federführung des Kulturausschusses in einem eineinhalbjährigen Prozess ausführlich befasst. Das Papier wird im Herbst vorliegen. Es bleibt zu hoffen, dass es Antworten auch darauf findet, wie die lebendige Jenaer Kulturszene trotz der derzeitigen finanziellen Belastungen nicht nur erhalten, sondern weiterentwickelt werden kann, wie man die zu erwartenden Verteilungskämpfe steuert und klug und gerecht moderiert.

Blicken wir nun wieder auf die augenblickliche Situation in den einzelnen Bereichen und Einrichtungen von JenaKultur.


Garten des Romantikerhauses Jena
Romantikerhaus Jena | © JenaKultur, A. Hub

Städtische Museen Jena

Die Belegschaft stellt unter enormer zeitlicher Belastung die Durchführung der Bauarbeiten am Museumsgebäude am Markt sicher. Neben der Sanierung von Außenfassade und Fenstern müssen zusätzlich der Einbau einer neuen Klimaanlage und die Renovierung eines Großteils der Büroräume geschultert werden. Das betrifft nicht die Arbeiten selbst, sondern die Fülle flankierender Maßnahmen, um die Räume für die Firmen zugänglich zu machen, Arbeitsplätze und Sammlungsgut zu verlagern, Einsatzzeiten abzustimmen und dabei so gut es geht die allgemeine Arbeitsfähigkeit zu erhalten.

Daneben ist das Romantikerhaus mit erweiterten Öffnungszeiten zu besuchen. Die im Juni eröffnete Sonderausstellung „Hölderlins Orte“ wird im August von einer Ausstellung zur Jenaer Zeit des weltweit bekannten Philosophen Hegel abgelöst. Und dabei erprobt die Belegschaft parallel neue Führungsformate für Kleingruppen, um auch trotz Corona vertiefende Vermittlungsangebote zu unterbreiten.

Die konzeptionellen und organisatorischen Vorbereitungen für die Wiederaufnahme des normalen Museumsbetriebs im Herbst sind angelaufen. Und der Caroline-Schlegel-Preis wurde vergeben.

Die Berliner Autorin Asal Dardan ist die Gewinnerin, den Förderpreis erhielt Lara Rüter. Um den zum achten Mal ausgelobten Essaypreis hatten sich 233 Autorinnen und Autoren aus dem gesamten deutschsprachigen Raum beworben, deren thematische Spannweite von Geschlechterfragen über Kunst und Sprache bis zu den Nöten der Corona-Zeiten reichte.


Kind hinter Bücherregalen
Ernst-Abbe-Bücherei Jena | © JenaKultur, A. Hub

Ernst-Abbe-Bücherei

Unter Einhaltung der derzeit geltenden Abstands- und Hygieneregeln können Leseratten nun wieder selbst am Regal stöbern! Bitte halten Sie sich nur zum Ausleihen und Abgeben von Medien in unserer Bibliothek auf. Ein Verweilen ist momentan nicht möglich.

Der Eingang zur Bibliothek Stadtmitte erfolgt weiterhin über den Hörsaal (Rückseite des Gebäudes), der Eingang zur Bibliothek Lobeda erfolgt über den Hintereingang (Seite am Spielplatz).
Dort können Sie jeweils ihre Medien direkt abgeben. Es wird weiterhin keine Quittung für zurückgegebene Medien geben, da diese 72 Stunden in „Quarantäne“ müssen, bevor sie zurückgebucht werden.

Seit dem 1. Juli  werden wieder Erinnerungs- und Mahnbenachrichtigungen verschickt. Es kann dabei zu Überschneidungen von Abgabe und Erhalt der Nachricht kommen. Wir buchen Ihre Medien montags und freitags zurück.
Die Ausleihe erfolgt über die Service-Theken (in der Stadtmitte im Erdgeschoss).
Nicht zur Verfügung stehen derzeit: (PC-)Arbeitsplätze, Drucker, Selbstverbucher, Tageszeitungen.

Medienbestellung:

  • per Telefon: 03641 49-8160 (Stadtmitte), 03641 331452 (Lobeda)
  • per E-Mail: eab@jena.de
  • kostenfrei
  • max. 15 Medien pro Leseausweis
  • Eine Vorab-Recherche im Bibliothekskatalog OPAC ist sinnvoll.
  • Wir geben keine Gewähr, dass alle Medien verfügbar sind.
  • Medien können nicht von den anderen Standorten bestellt werden.

Fassade der vhs Jena
vhs Jena | © JenaKultur, C. Häcker

Volkshochschule Jena

Die Volkshochschule Jena bietet nun schon seit dem 8. Juni wieder Kurse an – ein breites Angebot, das ständig aktualisiert und erweitert wird. Daher lohnt sich der Blick auf die Webseite der vhs Jena von Zeit zu Zeit auch immer wieder aufs Neue.

Auch in den Sommerferien gibt es ein vielfältiges Angebot, nicht zuletzt für Kinder und Jugendliche. So können sie bspw. vollkommen ohne Stress und mit viel Spaß Sprachen erlernen oder festigen. Für diejenigen, die schnell und kompakt ihre Deutschkenntnisse aufpolieren möchten, gibt es viele Intensivkurse auf verschiedenen Niveaustufen.
Und wer nun gespannt auf die Angebote im neuen Semester wartet, der sei auf den 24. August verwiesen. Ab dann sind Anmeldungen möglich, die Hefte sind verteilt und können an den bekannten Auslageorten mitgenommen werden. Und so viel sei auch schon verraten: Im neuen Semester ab September kann man sich mit der vhs „on.cloud.9“ bewegen!


Mädchen glasiert selbstgetöpferte Figur
MKS Jena | © JenaKultur, A. Hub

Musik- und Kunstschule Jena

Auch in der MKS gibt es während der Sommerferien – auch wenn Einzelunterricht derzeit noch nicht stattfinden kann –  zahlreiche Angebote für Kinder und Jugendliche mit der Jenaer Künstlerin Eva Schimek:

  • 10. – 14. August: Scherenschnitt
    ab 7 Jahren, Anmeldeschluss: 31.07.2020
  • 17. – 21. August: Stofftiere nähen
    ab 8 Jahren, Anmeldeschluss: 07.08.2020
  • 25. – 28. August: Einstiegskurs Zeichnen – Von der Linie zur Zeichnung
    ab 8 Jahren, Anmeldeschluss: 16.08.2020

Alle Ferienkurse finden jeweils von 10 bis 13 Uhr und ab einer Mindestteilnehmerzahl von 6 Teilnehmer*innen statt. Weiterhin unterliegen alle Kurse unseren aktuellen Vorgaben zum Infektionsschutz (Mindestabstand, regelmäßige Lüftung, Handhygiene, etc.) und können bei pandemiebedingter Notwendigkeit abgesagt werden.


Simon Gaudenz und Musiker der Jenaer Philharmonie vor Publikum
Jenaer Philharmonie | © JenaKultur, C. Worsch

Jenaer Philharmonie

Die Musikerinnen und Musiker der Jenaer Philharmonie befinden sich in der Sommerpause.
Dennoch wird weiter intensiv an einem Konzept gearbeitet, wie die Proben- und Konzertpläne der nächsten Saison für Orchester und Chöre vor dem Hintergrund der notwendigen Hygienemaßnahmen angepasst werden können. Es wird sicherlich vieles anders als gedacht, aber sicher auch nicht weniger schön. Und, wie die Musiker*innen sagen: „Ab September spielen wir wieder für Sie“.


Marketing / Tourismus / Veranstaltungen (MTV)

Dieser Verantwortungsbereich, in dem Projekte und Festivals (etwa die Kulturarena), Veranstaltungshäuser (Volkshaus, Volksbad, Villa Rosenthal, Stadtteilzentrum LISA), Märkte und Stadtfeste, Veranstaltungsservice, Tourismus und Marketing gebündelt sind, bleibt in großen Teilen bis auf weiteres in Kurzarbeit.
Nichtsdestotrotz ermöglicht die Jena Tourist-Information die nicht unaufwendige Ticketrückabwicklung für ausgefallene Veranstaltungen. Zudem werden durch die Kolleg*innen des MTV bestehende Veranstaltungsformate auf Machbarkeit geprüft, neue entwickelt, (Corona-)Projekte gehandelt und Gremien und Ausschüsse vor- und nachbereitet. Auch die anfangs erwähnten Straßenpflaster-Festspiele sind nur durch unsere Veranstaltungsspezialisten realisierbar.

Kulturarena

Die Kulturarena wird 2020 erstmalig in ihrer 29-jährigen Geschichte nicht stattfinden können. Grund ist das bundesweite pandemiebedingte Verbot für Großveranstaltungen sowie die zahlreichen Einschränkungen infolge von Hygiene- und Abstandsregelungen, Reisebeschränkungen für ausländische Künstler und Quarantänebestimmungen, welche die Produktion von großen Veranstaltungen und Festivals unmöglich machen. Betroffen sind neben der Konzertarena auch die Arena-Ouvertüre sowie Theater- und FilmArena.

Und dennoch oder gerade deswegen: JenaKultur läutet mit zahlreichen Partnern die ersten Straßenpflaster-Festspiele in der Lichtstadt ein!

Manchmal bieten Krisen wie die derzeitige auch tolle Chancen, zumindest, wenn man versucht, diese zu erkennen, wenn man versucht, kreativ und konstruktiv zu bleiben! Jenas Straßen sollen also auch ohne Kulturarena und leider auch ohne die vielen anderen Veranstaltungen, die normalerweise in diesen Wochen stattfinden würden, kulturell belebt werden und strahlen. Das dachte sich ein Team aus Vertretern von Jenakultur, der Initiative Innenstadt und Künstlern. Jena bleibt bunt! Mit den „Straßenpflaster-Festspielen“ und regionaler Musik soll Kultur in die Straßen getragen werden und Freude verbreiten.

Werbegrafik zu den Straßenpflasterfestspielen Jena
Straßenpflasterfestspiele Jena | © JenaKultur, skop-media

Jede Woche am Samstag zwischen 15 und 18 Uhr wird unser Spaziergang durch Jenas Innenstadt also nun von echter, handgemachter Straßenmusik begleitet, die vom 25. Juli bis zum 26. September eine kleine und charmante Alternative zum vermissten Musikerlebnis bieten möchte. Wer Lust hat, kann zwischen Löwenbrunnen, Johannisplatz, Marktplatz und Johannisstraße flanieren und gerne mal Halt bei den Musikern machen

Möglich wurde dieses Projekt, das schon sehr lange in den Köpfen der Initiator*innen herumgeistert, durch 30.000 Euro Fördermittel des Landes, die umgewidmet werden durften. Sie sollen zum allergrößten Teil den beteiligten Künstler*innen zu Gute kommen, deshalb wird auf viel Technik und Werbung verzichtet. Nebenbei werden so auch Möglichkeiten ausgelotet, wie man in den Zeiten der bevorstehenden Großbaupläne in der Innenstadt mit den Platzeinschränkungen dennoch attraktive Kulturakzente setzen kann.

Jena Tourist-Information

Noch weit entfernt vom Normalbetrieb stehen die Servicekräfte des Vertriebs wieder für ihre Kund*innen zur Verfügung. Zunächst erschöpft sich das Geschäft weiterhin in der Rücknahme und im Tausch von Tickets. Einige ausgewählte Stadtführungsangebote sind aber auch wieder unter Einhaltung der Abstandsregelungen möglich.

 Kontaktzeiten:
montags bis freitags von 11 bis 17 Uhr
samstags 10 bis 14 Uhr

Märkte & Stadtfeste

Nachdem die Wochenmärkte lange Zeit das einzig verbliebene Angebot an die Bürgerinnen und Bürger war, wird es nun ab August jeden Mittwoch wieder den Bunten Markt (ehemals Jahrmarkt) geben. Auch der Töpfermarkt am 25. und 26. Juli durfte stattfinden und traf auf große Resonanz. Einzig Trödelmärkte und Altstadtfest bereiten nach wie vor noch Kopfzerbrechen. Sie fallen wegen ihrer spezifischen Merkmale in die Kategorie „Volksfeste“, für die momentan die Latte der einzuhaltenden Infektionsschutzmaßnahmen einfach extrem hoch hängt.


Innenhof im Volksbad Jena
Volksbad Jena | © JenaKultur, C. Häcker

Overhead von JenaKultur

Ein Teil des übrigen Overheadbereichs von JenaKultur, nämlich die Buchhaltung, bleibt in Kurzarbeit, die anderen zentralen Akteure – Stabsstellen, Controlling, Personal- und Organisationsabteilung und last but not least die Werkleitung – sind wieder mit voller Kraft am Netz. Damit können wichtige Prozesse, auch solche, die sich bereits mit Planungen für „Nach-Corona-Zeiten“ befassen, am Laufen gehalten werden, und übrigens auch solche, bei denen JenaKultur die hoheitlichen Aufgaben eines Kulturamtes wahrnimmt, wie etwa in Bezug auf Kulturförderung und die Unterstützung und Beratung freier Träger, die für diese derzeit quasi existentiell sind.

All diese Maßnahmen werden von der Werkleitung gemäß den aktuellen Festlegungen der Thüringer Verordnung hinsichtlich ihrer Relevanz für JenaKultur überprüft und gegebenenfalls mit Augenmaß und im Sinne der Zukunftssicherung des Eigenbetriebs angepasst.

Es versteht sich von selbst, dass der Status quo alles andere als ein Nonplusultra darstellt. Gleichwohl besteht im Eigenbetrieb viel Optimismus, dass die meisten Angebote über Corona hinaus erhalten werden können.


Haben Sie die ersten Straßenpflasterfestspiele letzten Samstag schon besucht? Wenn nicht, haben Sie noch ein wenig Gelegenheit dazu!
Was meinen Sie: Welche Corona-Formate werden uns auch nach der Pandemie erhalten bleiben? Wir freuen uns auf Ihre Gedanken in den Kommentaren!

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