Noch vor der Beratung der Bundeskanzlerin mit den Ministerpräsidenten am Mittwoch, dem 28.10.20 war dieser blogbeitrag fertiggestellt. Trotz des nun voraussichtlich am kommenden Montag eintretenden Verbots von öffentlichen Veranstaltungen, möchten wir in diesem Beitrag darüber berichten, wie der Konzertbetrieb der Jenaer Philharmonie in den letzten Wochen lief und „coronakonforme“ Konzerte entstanden sind. [29.10.20]
Seit sieben Wochen spielt die Jenaer Philharmonie endlich wieder: Die Musikerinnen und Musiker hauchen seitdem nicht nur dem Volkshaus musikalisch wieder Leben ein, sondern sind außerdem mit Kammerkonzert-Programmen in der Rathausdiele, bei den Stadtteilkonzerten in Winzerla und Lobeda und den Kulinarischen Sonntagsmatineen im Hotel & Restaurant Schwarzer Bär zu hören oder begeistern ihr Publikum mit der Black Box im Kassablanca. Und auch außerhalb Jenas war das Orchester wieder unterwegs mit zwei Gastspielen in Weißenfels und Arnstadt im September.
Das Konzertprogramm der Spielzeit 2020.2021 war bereits vor Corona fertig geplant – und so entschied man sich schließlich im Frühjahr dafür, dieses Programm (ohne Termine und mit separatem Kalendarium, das nun im Laufe der Spielzeit immer wieder aktualisiert wird) im Saisonbuch anzukündigen. Im Sommer konnte dann erst einmal bis Ende Dezember ein Konzertplan erstellt werden. Da hieß es also, die im Frühjahr bereits geplanten Konzerte im Hinblick auf eine kürzere Konzertdauer und eine kleinere Orchesterbesetzung anzupassen. Wie das derzeit funktioniert, „coronakonforme“ Konzerte zu planen, erklärt Orchesterdirektorin Ina Holthaus im Interview:
Wie muss man sich den Ablauf der Umarbeitung der Konzertprogramme vorstellen und auf was wird dabei inhaltlich Wert gelegt?
Ina Holthaus: „Die Konzertprogramme müssen den Bestimmungen des Infektionsschutzkonzeptes, das wir für das Volkshaus und die anderen Konzertorte erarbeitet haben, angepasst werden. Es gibt keine Konzertpausen mehr und die Musiker müssen die Abstände zueinander einhalten. Das bedeutet, dass wir Programme planen, die ca. eine Stunde dauern und mit maximal 35 bis 40 Musikern zu realisieren sind. Das schließt einige groß besetzte Stücke wie zum Beispiel Gustav Mahlers Sinfonien aus. Ich plane diese Anpassung gemeinsam mit den jeweiligen Dirigenten und Solisten und natürlich auch mit Hilfe von Generalmusikdirektor Simon Gaudenz und einigen Orchestermusikern.
Trotz aller Anpassungen wollen wir die inhaltliche Grundidee eines jeden Programms möglichst erhalten. So haben wir im Donnerstagskonzert № 1 statt der original besetzten 4. Sinfonie von Mahler deren Bearbeitung für ein Kammerensemble von Klaus Simon gespielt. Statt Arnold Schönbergs „Ein Überlebender aus Warschau“ haben wir nun am 7. und 8. November im Sinfoniekonzert im Rahmen des KLANG VON JENA „Die Stille hören“ Schönbergs 2. Kammersinfonie sowie das Concerto funebre von Karl Amadeus Hartmann mit Marius Sima als Solisten in das Programm aufgenommen.“
In den Konzertsälen darf nicht nur deutlich weniger Publikum Platz nehmen, weshalb die meisten Konzerte mehrmals wiederholt werden, auch die Orchesterbesetzung auf der Bühne ist begrenzt. Was bedeutet das für ein 75-köpfiges Orchester? Wie werden die Musiker nun eingeteilt, sodass auch jeder zum Einsatz kommt?
Ina Holthaus: „Die Einteilung der Musiker ist unter diesen Umständen natürlich eine große Herausforderung. Einerseits kommen nicht in jedem Projekt alle zum Einsatz, andererseits ist aber jedes Projekt durch mehrere Konzerte und auch kammermusikalisch besetztem Repertoire mit ungleich mehr Aufwand für jeden Einzelnen verbunden. Außerdem haben wir Spezialisten, wie zum Beispiel eine Harfenistin, einen Bassposaunisten, einen Tubisten oder auch einen Kontrafagottisten. Wenn diese Instrumente benötigt werden, können diese „Einzelkämpfer“ nicht durch Kollegen vertreten werden. Insofern ist nicht nur bei der direkten Einteilung, sondern bereits bei der Programmplanung auf eine gewisse gleichmäßige Verteilung der Diensteinsätze zu achten, damit nicht einzelne Kollegen in eine Überbelastung geraten. Bereits unter normalen Bedingungen ist durch die unterschiedlichen Orchestrierungen der Stücke nicht immer eine vollständige Gleichbehandlung der Musiker zu erreichen, aber auch unter Corona-Bedingungen ist unser Ziel, sie bestmöglich zu erreichen.“
Natürlich müssen sich alle, sowohl Musiker wie auch Publikum, an die „neue Realität“ gewöhnen, Hygienemaßnahmen werden von allen Seiten diszipliniert umgesetzt, das Programm hat an keiner Stelle an künstlerischer Qualität eingebüßt, was sich auch an der begeisterten Aufnahme der Konzerte durch die Besucher widerspiegelt: „Sowohl für das Orchester als auch Publikum einzigartige Momente mitreißenden Musizierens“, berichtet Rezensent Hans Lehmann in OTZ und TLZ. Spürbar groß ist die Freude der Zuhörer, endlich wieder Konzerte der Jenaer Philharmonie besuchen zu können und es belohnt das Orchester zum Dank mit langem Applaus und immer wieder Standing Ovations, wie im Donnerstagskonzert № 1 beim Scartazzini-Mahler-Programm unter der Leitung von GMD Simon Gaudenz oder in Maximilian Hornungs erstem Konzert als ARTIST IN RESIDENCE der Jenaer Philharmonie am vergangenen Donnerstag und Freitag. „Was der Cellist in seinem Konzert leistete, übertraf alle hochgespannten Erwartungen“, zeigte sich Rezensent Dietmar Ebert begeistert.
Auf jeden Ort individuell abgestimmte Infektionsschutzkonzepte ermöglichen dem Publikum einen sicheren Konzertbesuch, sodass einem ungestörten Musikgenuss nichts im Wege steht! Gehen Sie mal wieder in ein Konzert der Jenaer Philharmonie – die Musikerinnen und Musiker freuen sich, für Sie zu spielen!
Machen Sie sich selbst ein Bild von den Konzerten der letzten Wochen:
Haben Sie ein Konzert der Jenaer Philharmonie unter den neuen Gegebenheiten besucht? Welche Formate sprechen Sie besonders an? Wir freuen uns wie immer auf Ihr Feedback!