Erkundungsbohrungen nach einem verschwundenen Bildnis
Horst Hoheisel & Andreas Knitz
Hoheisel und Knitz´ Entwurf »Einblicke – Erkundungsbohrungen nach einem verschwundenen Bildnis« sieht vor, in den Eingangsbereichen der wichtigsten Wirkungsorte Rosenthals jeweils eine Kernbohrung von ca. 20 cm durch die Wand zu schneiden. In das Loch wird eine Messinghülse mit einem thermischen Sicherheitsglas eingebaut, auf das eine auf jeden Ort spezifische Inschrift eingraviert wird. Diese wird von den Künstlern und Nutzern gemeinsam erarbeitet. Menschen, die neugierig durch das Loch spähen, lesen die kurze Inschrift zu dem verschwundenen Bildnis und Rosenthals Wirken am jeweiligen Ort. Durch die Linse sehen sie einen zufälligen Ausschnitt des Gebäudeinneren in seiner heutigen Nutzung. Weiterhin ist vorgesehen, die Bohrkerne aller dezentralen Erinnerungsorte im Gedenkpavillon im Garten der Villa Rosenthal zu einem zentralen Erinnerungszeichen zusammenzuführen. Dort soll ebenfalls eine Bohrung durchgeführt werden, die den Blick in die Bäume und Landschaft eröffnet.
Horst Hoheisel (*1944 in Posen), studierte Forstwissenschaft in München und Freiburg und promovierte an der Universität Göttingen. Parallel dazu studierte er Kunst in München und Kassel und wechselte 1980 aus der Wissenschaft ganz zur Kunst. Seine Arbeiten sind in zahlreichen renommierten Sammlungen vertreten, darunter das MoMA in New York und das Jüdisches Museum in Berlin.
Andreas Knitz (*1963 in Ravensburg) diplomierte sich in Kassel im Fach Architektur. Neben seiner Tätigkeit als Architekt arbeitet Knitz seit 1994 gemeinsam mit Horst Hoheisel an künstlerischen Projekten.
Ein Händedruck, eine Rose
Antonia Low
Antonia Lows Entwurf »Ein Händedruck, eine Rose« sieht vor, den geschmiedeten Türdrücker aus dem Herrenzimmer der Villa Rosenthal in Bronze zu vervielfältigen und an den Türen der fünf Wirkungsorte Eduard Rosenthals anzubringen. Die Klinke repräsentiert damit den Händedruck Rosenthals. Das Öffnen von Türen steht für unbekannte Perspektiven und neue Wege, die Rosenthal durch seine Forschung beschritt und durch sein Engagement anderen ermöglichte. Auch an Clara Rosenthal will Antonia Low erinnern: Zum Gedenken an sie soll eine Rose nach ihr benannt werden und sich so ihr Gedächtnis im Freien, im Stadtraum und in Gärten entfalten. »Ein Händedruck, eine Rose« hat, so die Künstlerin, eine vielschichtige, sinnstiftende sowie lebendige Präsenz, die der menschenfreundlichen und liberalen Haltung von Eduard und Clara Rosenthal folgt.
Antonia Low (*1972 in Liverpool) ist Professorin für Körper/Raum/Narration an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Sie studierte Freie Kunst in Münster und am Goldsmiths College in London. Ihre Arbeiten werden international wie national in Ausstellungen gezeigt und erhielten bereits zahlreiche Preise.
Rose Eduard Rosenthal
Michaela Melián
Michaela Meliáns Entwurf »Rose Eduard Rosenthal« sieht vor, einen Rosenstock zu züchten und nach Eduard Rosenthal zu benennen. Die Farbe der Hochstammrose soll sich am gelblich-orange-farbenen Buntsandsteinfelsen, auf dem die Villa Rosenthal sitzt, orientieren und intensiv duften. An allen Orten in Jena, Weimar und Erfurt, die für das dezentrale Denkmal in Frage kommen, soll die Rose prominent gepflanzt werden und dort die Menschen im Alltag über das Jahr hinweg in organisch wechselnder Gestalt begleiten. Ihre Pflege entspricht der aktiven Erinnerungsarbeit an Eduard Rosenthal, so die Künstlerin.
Michaela Melián (*1956 in München) studierte Kunst und Musik in München und London. Sie lehrt als Professorin für zeitbezogene Medien an der Hochschule für Bildende Kunst in Hamburg. Für ihre Installationen, Hörspiele und Soundarbeiten wurde sie vielfach ausgezeichnet.
Wo? Präsenz durch Absenz
Patricia Pisani
»Wo? Präsenz durch Absenz« ist der Titel des Entwurfs von Patricia Pisani. Er sieht vor, die Form des Porträts als ausgesparten Umriss auf einer etwa fünf Zentimeter dicken Stahlplatte vor den Wirkungsorten Rosenthals zu platzieren. Die unmittelbare Abwesenheit des Bildnisses wird dadurch zur Präsenz Rosenthals umgekehrt. Das Verwenden des gleichen Rahmens an seinen verschiedenen Wirkungsstätten dient dem Wiedererkennen. Es unterstützt die Sichtbarmachung der vielfältigen Tätigkeitsfelder Rosenthals. Die offene Frage »Wo?« soll neugierig machen und als Denkanstoß dienen, das Leben und Wirken Rosenthals zu erkunden.
Patrica Pisani (*1958 Buenos Aires) studierte in Buenos Aires und Stuttgart. Die in Berlin lebende Bildhauerin konnte bereits zahlreiche kontextbezogene Projekte im öffentlichen Raum verwirklichen. Seit 2005 ist sie Mitglied der Kommission für Kunst im öffentlichen Raum des BBK-Berlins.
Zum Wohle des ganzen Landes
Luise Schröder
Luise Schröders Entwurf »Zum Wohle des ganzen Landes« besteht aus einem gestalteten Gedenkteller mit einem Doppelporträt Eduard Rosenthals auf der Vorderseite und einem erklärenden Text auf der Rückseite. In einer Auflage von 1,08 Millionen Exemplaren sollte er als Geschenk verpackt mit entsprechendem Informationsmaterial an alle Privathaushalte im Land Thüringen verschickt werden. Integraler Bestandteil des Entwurfs ist eine Vermittlungskampagne, die mittels verschiedener Instrumente den Denkmalprozess begleitet und evaluiert und die entstehende öffentliche und mediale Diskussion um das Denkmal dokumentiert. Schröders Vorschlag verhandelt das Verhältnis von öffentlichem und privatem Gedenken neu und ermöglicht damit eine individuelle und direkte Teilhabe.
Luise Schröder (*1982 in Potsdam) studierte Literaturwissenschaften und Kunstgeschichte in Berlin sowie Fotografie und Medienkunst an der HGB in Leipzig. Mit ihren meist partizipativen Arbeiten war sie an zahlreichen nationalen und internationalen Gruppenausstellungen beteiligt.
Eduard-Rosenthal-Preis
Renata Stih & Frieder Schnock
Renata Stihs und Frieder Schnocks Entwurf ist ein Preis für bürgerschaftliches Engagement, Zivilcourage und gegen Rassismus der jährlich in Thüringen vergeben wird. Der Inhalt ergibt sich aus dem Titel. Der Preis wird jährlich vergeben. Offen ließ das Künstlerduo die Form für die Vergabe, wobei dies ein wichtiger Teil des künstlerischen Entwicklungsprozesses sein sollte. Es war vorgesehen, dass sich die Auswahljury jährlich abwechselnd in verschiedenen Städten in Thüringen trifft. Daran beteiligt sind die Auslober, die Friedrich-Schiller-Universität, die Bauhaus-Universität Weimar, der Thüringer Landtag und weitere Institutionen des Bundeslandes, sowie die Künstler*innen.
Renata Stih und Frieder Schnock sind Berliner Konzeptkünstler, die Zusammenhänge von Erinnerung und sozialem Umraum untersuchen. Ihr besonderes Interesse gilt der sozialen Plastik durch Interventionen im Stadtraum, in Sammlungen und Museen.