Ökostrom, Straßenbahn, E-Busse und ein wachsendes Netz an Ladesäulen zeugen davon: Den Jenaern ist Nachhaltigkeit wichtig. In der Altstadt beherrschen Fußgänger und Radfahrer das Bild. Das Auto ist hier eher lästig, denn Geschäfte und Restaurants sind auf kurzen Wegen erreichbar. Der öffentliche nahverkehr ist gut ausgebaut. Und die städtischen Parks werden insektenfreundlich gepflegt.
Jena ist Modellkommune beim Projekt „Global Nachhaltige Kommune in Thüringen“. Damit hat sich die Stadt ganz konkrete Nachhaltigkeitsziele vorgenommen, die bis 2030 erfüllt sein sollen. Um Mobilität und Umweltressourcen geht es dabei ebenso wie um einen nachhaltigen Lebensstil. Die Vision ist, die Lebensqualität der Einwohner klima- und umweltfreundlich weiter zu steigern. Hier ein paar Beispiele:
- Der Anteil an Fahrzeugen mit alternativem Antrieb steigt auf 25 %
- Flächen für Wohnraum und Verkehr werden vorrangig aus bestehenden Strukturen zur Verfügung gestellt, Neuversiegelung ist die Ausnahme
- Intelligente Mobilitäts- und Beleuchtungskonzepte reduzieren die Lärm-, Licht- und Luftverschmutzung
- Bis 2025 sind 50 % der kommunalen öffentlichen Veranstaltungen klimaneutral
- Die Stadt baut eine internetbasierte lokale Tausch- und Sharingplattform auf und unterstützt Repariercafés
Ladesäulen mit Ökostrom
Elektromobilität gewinnt in Jena an Fahrt: Die Zahl der zugelassenen Autos mit Elektroantrieb hat sich binnen eines Jahres mehr als verdoppelt – Stand September 2020. Dazu hat sicher das im Zuge der Corona-Pandemie gewachsene Umweltbewusstsein beigetragen. Aber neu ist das Thema in Jena nicht. Bereits seit fünf Jahren gibt es die Projektgruppe „Elektromobilität Jena 2030“ unter Leitung der Stadtwerke. Das Ziel: In 10 Jahren sollen insgesamt 10.000 Elektro-Autos auf Jenas Straßen unterwegs sein.
Entsprechend arbeiten die Stadtwerke Jena daran, die Möglichkeiten fürs „Strom-Tanken“ der E-Fahrzeuge zu schaffen. Anfang 2021 standen etwa 150 Ladepunkte in der Stadt zur Verfügung. Über die Hälfte davon gehört zu den Fuhrparks der lokalen Unternehmen, rund 20 sind in privaten Haushalten zu finden. Ständig kommen neue öffentliche Ladepunkte hinzu. Sie befinden sich an zentralen Stellen in der Stadt, zum Beispiel am Eichplatz, am Busbahnhof oder am Volksbad.
So können Besucher und Einwohner mittlerweile bequem an über 50 öffentlichen Ladepunkten Strom tanken – und zwar ausschließlich Ökostrom! Dabei gehen die Unternehmen der Stadtwerke mit gutem Beispiel voran: 25 Elektro-Fahrzeuge und 27 Elektro-Ladepunkte zählt der firmeneigene Fuhrpark – Tendenz steigend.
Im Elektro-Bus durch die Stadt
Wer am Westbahnhof in Jena ankommt, kann direkt in einen der neuen blauen E-Busse steigen, die geräuscharm ins Stadtzentrum gleiten. Seit Anfang 2020 sind sie auf der Linie 15 unterwegs. Im Oktober knackten sie die 100.000-Kilometer-Marke und sparten somit bereits nach einem halben Jahr 40.000 l Diesel ein. Das entspricht 106 Tonnen weniger CO2.
„Unordentliche“ Wiesen schützen Insekten
Damit sich nicht nur die Bewohner, sondern auch Pflanzen und Insekten in Jena wohlfühlen, werden städtische Grünflächen achtsam gepflegt. Wie das geht, ist in einem Leitfaden mit elf Maßnahmen festgehalten, der eine Orientierung für die Pflege und Bewirtschaftung städtischer Wiesen und Hecken bietet. Weniger ist dabei mehr, vor allem um die Vielfalt der Insekten zu fördern. Unter Hecken am besten ganz auf die Mahd verzichten, Gebüsche mit Augenmaß schneiden und auch mal unangetastet lassen – diese und viele andere Ratschläge sollen dem Artenschwund im Stadtgebiet entgegenwirken. Damit unsere Kulturlandschaft nicht irgendwann „ausgeräumt“ ist, darf es auch mal unordentlich sein.
Baumpflanzaktionen im Stadtwald
Trockenheit und Borkenkäferbefall haben in den letzten Jahren deutliche Schäden im Jenaer Stadtwald verursacht. Vor allem den Fichten ging es an den Kragen. Zusammen mit der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald rief der Jenaer Stadtforst deshalb zu öffentlichen Baumpflanzaktionen auf. Bei den Einwohnern stieß er damit auf großes Interesse. Fleißig beteiligten sich Schulklassen und Kita-Gruppen. Engagierte in Jena ansässige Firmen spendeten und pflanzten etwa 4000 Eichen und Tannen. Die nächste Aktion ist für den Herbst 2021 auf der Wöllmisse geplant. Künftig liegt das Augenmerk auch auf der Waldrandgestaltung mit Wildobst und Sträuchern. Baumspenden sind sehr willkommen! Informationen unter deinwald.com.
Lang lebe der Stoffbeutel!
Nachhaltig, sinnvoll und praktisch – Jena soll ein Pfandsystem für Stoffbeutel bekommen. In einigen Partnergeschäften funktioniert das schon. Erkennbar sind die Beutel an ihrem Bag-Sharing–Logo. Die studentische Non-Profit-Organisation Enactus Jena engagiert sich seit 2018 für diese Idee. Die Geschäfte bieten die Beutel zum Ausleihen an, die man in den teilnehmenden Läden wieder abgeben kann. Als Kunden machen wir uns oft nicht klar: Die Herstellung der Stoffbeutel ist wasser- und energieintensiv, außerdem werden Chemikalien eingesetzt. Ihre Ökobilanz ist deshalb erst bei vielfacher Nutzung positiver als die der Plastiktüten. Deshalb sollten auch die zu Hause lagernden Beutelsammlungen zurück in den Kreislauf. Die Händler nehmen die Beutel entgegen, schicken sie zur Reinigung an das Lebenshilfe-Werk Weimar/Apolda und verleihen sie wieder. Eine runde Idee, die die Enactus-Aktivisten weiter ausbauen wollen und dafür gern Beutelspenden entgegen nehmen.
Veranstaltungsticket für Geschäftsreisende
Das Auto stehen lassen und bequem mit der Bahn anreisen, das klingt nach einem entspannten Start ins Jenaer Tagungsgeschehen, noch dazu wenn der Fahrpreis stimmt. Das Jena Convention Bureau bietet Veranstaltern in Kooperation mit der Deutschen Bahn attraktive Sonderkonditionen für die Tagungsteilnehmer. Kein Stau und keine Parkplatzsuche! So wird die Umwelt entlastet. Ab 2022 steht übrigens das traditionsreiche Jenaer Volkshaus komplett saniert als Tagungs- und Kulturzentrum zur Verfügung. Dann wird das Veranstaltungsticket noch interessanter!