#12398-2023

Computergestützte Ansagen - "abgehackt" und schwer verständlich? Sehr geehrte Damen und Herren, ich wende mich an Sie mit einem Anliegen bezüglich der Verwendung von Computerstimmen in unserem öffentlichen nahverkehrssystem in Jena. In der Anfrage #9107-2022 erläutern Sie, dass die Umstellung auf ein neues rechnergestütztes Betriebsleitsystem erfolgte, in welchem Zuge auch die Haltestellenansagen der Sprecherin Cornelia Grotsch ersetzt worden sind. Dies ist mir bei meinem letzten Besuch in Jena natürlich nicht entgangen. Meinem Empfinden nach klingt die eingesetzte Stimme sehr unnatürlich, schlecht betont und insgesamt schwer verständlich. Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse legen nahe, dass die Qualität und Menschlichkeit von synthetischen Stimmen wesentlich für die Nutzererfahrung und Akzeptanz sind. Diese Forschungen unterstreichen, dass eine weniger menschlich klingende Computerstimme als Mangel betrachtet werden kann, der potenziell die Nutzerakzeptanz und -erfahrung beeinträchtigt. Eine Studie von Kühne et al. (2020) zeigt, dass menschliche Stimmen und Sprechercharakteristiken im Vergleich zu synthetisierten Stimmen in fast allen Dimensionen höhere Bewertungen erhielten. Diese Ergebnisse unterstreichen eine klare Präferenz für menschliche Stimmen und die Wichtigkeit der Menschlichkeit in der synthetischen Sprachgestaltung (Kühne, K., Fischer, M. H., & Zhou, Y. (2020). The Human Takes It All: Humanlike Synthesized Voices Are Perceived as Less Eerie and More Likable. Frontiers in Neurorobotics, 14). Vor allem in den letzten Jahren konnten durch intelligente Sprachmodelle große Fortschritte im Bereich der Sprachsynthese erzielt werden. So ergab selbst eine Untersuchung der Anbieter Voicebot.ai, Voices.com und Pulselabs, dass Nutzer eine starke Präferenz für menschlich klingende Stimmen haben, mit deutlich höheren Bewertungen in Bezug auf Akzeptanz und angenehme Wahrnehmung. Die Ergebnisse einer weiteren Studie, die in Frontiers in Neurorobotics veröffentlicht wurde, unterstützen diese Präferenz für menschlichere Stimmen. Es wurde festgestellt, dass die Menschlichkeit einer Stimme negativ mit der wahrgenommenen "Unheimlichkeit" des Sprechers verbunden ist und dass menschlichere Stimmen als weniger unheimlich und angenehmer empfunden werden (Kühne et al., 2020). Ein relevantes Beispiel, das die Bedeutung der Qualität von Computerstimmen im öffentlichen nahverkehr unterstreicht, ist der Fall der Computerstimme "Petra" in Frankfurt am Main. Trotz technischer Fortschritte und der Einführung eines neuen Betriebsleitsystems im Jahr 2016 stieß "Petra" aufgrund schlechter Aussprache und mangelnder Natürlichkeit auf erhebliche Kritik bei den Fahrgästen. Dies führte dazu, dass die Verkehrsgesellschaft VGF erwägt, wieder eine menschliche Stimme einzusetzen. Lusmöller, T. (2019). Computerstimme "Petra" soll wieder verstummen. ÖPNV online Frankfurt am Main. Abgerufen von https://www.nahverkehr-ffm.de/2019/10/06/computerstimme-petra-soll-wieder-verstummen/ Dieses Beispiel zeigt deutlich, dass die Akzeptanz und Zufriedenheit der Fahrgäste eng mit der Qualität der verwendeten Computerstimmen zusammenhängt. Diese Erkenntnisse legen nahe, dass die aktuelle Verwendung von weniger menschlich klingenden Computerstimmen im nahverkehr von Jena als Mangel betrachtet werden kann, der die Nutzererfahrung beeinträchtigt und potenziell zu einer verringerten Akzeptanz des nahverkehrssystems führt. Es ist daher wichtig, dass die von uns verwendeten Computerstimmen im öffentlichen nahverkehr nicht nur technisch fortschrittlich, sondern auch benutzerfreundlich und angenehm für die Nutzerinnen und Nutzer sind. Basierend auf diesen Erkenntnissen schlage ich vor, dass Sie die derzeit verwendeten Stimmen durch solche ersetzen, die realistischer und menschlicher klingen. Dies könnte die Nutzererfahrung erheblich verbessern und die allgemeine Zufriedenheit mit unserem nahverkehrssystem steigern. Um eine fundierte Entscheidung über die Gestaltung und Nutzung von Computerstimmen im nahverkehr von Jena zu treffen, schlage ich vor, eine Nutzerbefragung zu gestalten bzw. diesen Punkt in die nächste Nutzerbefragung mit aufzunehmen. Denkbar wäre auch, den Nutzerinnen und Nutzern eine Auswahlmöglichkeit verschiedener Stimmen zu bieten oder sogar direkt zu fragen, ob eine menschliche oder computergenerierte Stimme bevorzugt wird. Diese Befragung würde direktes Feedback von den Nutzern des nahverkehrs liefern und könnte wertvolle Einblicke in mögliche Verbesserungen bieten. Ich bitte um Ihre Aufmerksamkeit für dieses wichtige Anliegen und hoffe auf eine umgehende Prüfung und Anpassung der Computerstimmen, um die Nutzererfahrung im nahverkehr von Jena zu verbessern. Mit freundlichen Grüßen, D.S.