Europaschulen
Der Namenszusatz "Europaschule" wird vom Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport für jeweils drei Jahre verliehen. Erhält eine Schule das dritte Mal in Folge den Namenszusatz "Europaschule" ist sie berechtigt, diesen unbefristet weiterzuführen.
Markant ist das europaorientierte interkulturelle Bildungsprofil der Einrichtungen.
Laut dem Thüringer Ministerium orientieren sich die Europaschulen an folgenden Grundsätzen:
- Integration europäischer Themen "Europa Curriculum", ergänzende Aktivitäten zur Umsetzung der Europabildung, regelmäßige Teilnahme von Schülern und Schülerinnen an europaorientierten Wettbewerben
- Fremdsprachenunterricht, erweitertes Angebot an Fremdsprachen im Regelunterricht
- Projektorientierte Schulpartnerschaften & Praktika - länderübergreifende Projekte und Partnerschaften im europäischen Ausland
- Personalqualifizierung und Personalentwicklung, Fortbildung für Lehrkräfte im europarelevanten Bereichen
- Einbeziehung von Politik, Wirtschaft, Kunst und Kultur in die Bildungsarbeit, Publikationen zu gelungenen Projekten
- Qualitätssicherung, regelmäßige schulinterne Evaluationen
In Jena gibt es vier anerkannte Europaschulen:
- die Grundschule Friedrich Schiller
- die Karl-Volkmar-Stoy-Schule
- das Staatliche Berufsbildende Schulzentrum Jena - Göschwitz
- die Staatliche Berufsbildende Schule für Gesundheit und Soziales Jena
Eine kurze Überischt zu den Profilen und Projekten der Jenaer Bildungseinrichtungen haben wir hier für Sie zusammen gestellt.
Grundschule Friedrich Schiller
Die Friedrich Schiller Grundschule Jena (FSG) wurde 1984 gegründet und bietet schulische Bildung für bis zu 250 Kinder an. In den Jahren 2002, 2005 und 2008 bekam die Bildungseinrichtung jeweils den Titel "Europaschule" verliehen. Das Profil der Grundschule, Struktur und Aufbau des Unterrichts sowie europabezogene Projekte rechtfertigen diese Ernennung.
Im Rahmen der Erasmus+ K1 und K2 Programme, dem Programm "Schulpartnerschaften Ost-, Mittelost- und Südeuropa sowie Baltische Staaten" (PAD) und eTwinning arbeitet die FSG mit Schulen aus verschiedensten europäischen Ländern zusammen. Gemeinsam werden Projektarbeiten zu unterschiedlichen Thematiken gestaltet und Schüleraustausche sowie gegenseitige Lehrerbesuche verwirklicht.
Auch an vielen Aktionen mit europäischen Gedanken beteiligt sich die Schillerschule, darunter an dem Projekt "Europa macht Schule", den jährlich stattfindenden "Europäischen Zeichwetttbewerb" und dem Känguru-Wettbewerb.
Außerdem nimmt die FSG seit 2016 am Bundesprogramm "Menschen stärken Menschen" in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und dem Thüringer Landesverband der Schulfördervereine e. V. teil.
Die FSG bietet Frühfremdsprachenunterricht ab Jahrgangsstufe 1 an. Hier können die Schüler bereits erste Englischkenntnisse erwerben. Erweitert wird das Angebot ab Jahrgangsstufe 3 mit Französisch Unterricht und einer Spanisch Arbeitsgemeinschaft.
Ein Partnerschaftsvertrag besteht mit der Grundschule in Aydat, Frankreich seit dem 06.05.2008.
Umsetzung des Europa-Gedankens
Die Schüler lesen im Unterricht häufig Bücher aus anderen Ländern und lernen so unter anderen das Leben der Kinder in den Partnerschulen, anderen Städten oder Gemeinden kennen und setzen sich im Unterricht mit den Traditionen des jeweiligen Landes auseinander. Das Wissen über Europa und die Europäische Union wird zusätzlich mit einem Europa-Quiz erneuert und erweitert. Jedes Jahr stellen die Schüler einen europäischen Jahreskalender her und gestalten mit den Kindern der Partnerschulen durch Bastelarbeiten einen europäischen Weihnachtsbaum.
Bei Bibliotheksbesuchen mit gezielten Buchlesungen lernen sie mehr zu europäisch relevanten Themen, die in Projekten behandelt werden. Dabei werden Sachverhalte aus den bereichen Musik, Heimat- und Sachkunde, Kunsterziehung, Sport sowie aus dem Lebensumfeld der Kinder länderübergreifend bearbeitet.
Auch Europa Kinderfeste werden in Kooperation mit anderen Schulen gestaltet, wobei europäische Märchen, Kinderlieder und Kinderspiele eingebunden werden. Dank der musikalischen Früherziehung der Schüler, können die Programme vielfältig und klangvoll gestaltet werden. Kinder-und Eltern nichtdeutscher Herkunftssprache bindet man gezielt ein. In allen Unterrichtsfächern, bei der Erasmus-Woche im November und der Projektwoche im Mai wird der Europagedanke, auch durch intensive Medienarbeit, integriert.
Gegenwärtig läuft das Erasmus+K2 Projekt bis 2020 mit Schulen aus Finnland, Polen, Frankreich, Italien und Spanien zu dem Thema "Schätze der Natur – kleine Hände entdecken und schützen unsere europäische Zukunft". Die Ergebnisse der Projekte werden in Fotobüchern, in der Schulchronik, in Europafreundschaftsecken der Schule, auf Plakaten und bei Mal-und Bastelarbeiten sowie in entstandenen Arbeitsmaterialien und Büchern dokumentiert.
Karl-Volkmar-Stoy-Schule
Die Karl-Volkmar-Stoy-Schule ist eine berufsbildende Schule mit kaufmännischem Profil. Es werden Kaufleute in den Bereichen Groß- und Außenhandel, E-Commerce, Büromanagement, Einzelhandel, Industrie, Automobilbranche und Finanzwirtschaft ausgebildet. Ergänzend können weiterführende Schulabschlüsse bis hin zur Allgemeinen Hochschulreife erlangt werden. In dem denkmalgeschützten, zentral in Jena gelegenen Gebäude werden ca. 1.000 Auszubildende und Schüler unterrichtet. Es ist saniert und bietet alle technischen Voraussetzungen für modernen Unterricht.
Umsetzung des Europa-Gedankens
Die Fremdsprachenausbildung findet multimedial statt. Einige Lernfelder und Unterrichtsmodule werden bilingual unterrichtet, um Auszubildende und Schüler auf den internationalen Arbeitsmarkt oder ein Studium innerhalb der Europäischen Union vorzubereiten. In einer Sprachengalerie nutzen seit einigen Jahren Schüler nichtdeutscher Herkunft die Gelegenheit, ihre Muttersprache und ihr Heimatland vorzustellen. Dieses und zahlreiche andere Projekte beugen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus vor und schärfen das Europa-Profil der Schule.
Bereits im Jahr 2003 erhielt die Stoyschule den Titel „Europaschule“, da das Kollegium stetig europäische Themen in den Schulalltag intergiert und mit vielfältigen Aktionen interkulturelle Begegnungen ermöglicht. So wird seit 2009 eine Schulpartnerschaft mit der Fachmittelschule für Handel, angewandte Kunst und Design Plzeň gepflegt. Jährlich besucht eine deutsche Schülergruppe die Partnerschule und eine Gruppe tschechischer Schüler absolviert Praktika in Jenaer Unternehmen. Auch ein Austausch von Auszubildenden im Einzelhandel aus Jena und Brest wurde 2017 ins Leben gerufen. Alle zwei Jahre gibt es für Berufsschüler die Möglichkeit, an diesem deutsch-französischen Austausch teilzunehmen. In Vorbereitung befindet sich eine Partnerschaft mit einer Schule im polnischen Zielona Góra. Jährlich im Herbst findet ein Hospitationspraktikum slowakischer Auszubildender an der Stoyschule statt.
Ein weiterer Tätigkeitsschwerpunkt an der Stoyschule ist die politische Bildung. Im Rahmen der Demokratieerziehung erhalten die Jugendlichen und jungen Erwachsenen häufig die Möglichkeit, mit Abgeordneten aus dem Thüringer Landtag, dem Bundestag und dem Europäischen Parlament zusammenzutreffen. So finden an der Schule vor wahlen sogenannte Kandidaten-Datings statt, bei den Jungwähler in kurzer Zeit Fragen an Kandidaten aller Parteien stellen können. Die Schüler bekommen aber auch an außerschulischen Lernorten wie dem Europäischen Parlament oder dem Bundestag Gelegenheit, mit politischen Verantwortungsträgern in Austausch zu treten.
Aktuell bewirbt sich die Stoyschule um den Titel „Botschafterschule des Europäischen Parlaments“, um ihre Aktivitäten in diesem Bereich weiter auszubauen. Jährlich finden Planspiele zur Europapolitik statt, in denen aktuelle Themen wie Datenschutz oder Asylpolitik in den Fokus genommen werden. Dabei arbeitet die Schule eng mit Parteistiftungen und Vereinen zusammen. Auch in den Bereichen Sport, Kultur und Wissenschaft verknüpft die Stoyschule den europäischen Gedanken mit ihren Bildungs- und Erziehungszielen.
Staatliches Berufsbildendes Schulzentrum Jena-Göschwitz
An dem Staatlichen Berufsbildenden Schulzentrum Jena - Göschwitz (SBSZ) lernen ca. 1.500 Schüler/innen und Auszubildende in 7 Schulformen. Sie legen nach Abschluss der Schule ein gymnasiales Examen ab oder bekommen nach erfolgreicher Beendigung der Lehre beziehungsweise Berufsvorbereitung einen Gesellenbrief oder ein Zeugnis.
Am Berufsschulzentrum wird in folgenden Bereichen ausgebildet:
- Metalltechnik, Mechatronik
- Installation für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, Bautechnik
- Elektrotechnik, Optik und Hauswirtschaft
Das SBSZ Jena – Göschwitz erwarb während der vergangenen 20 Jahre die Titel:
- Europaschule
- Umweltschule
- UNESCO Schule
und ist weiterhin Ausbildungsschule der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
Umsetzung des Europa-Gedankens
Seit 22 Jahren nehmen Schüler und Lehrer aller Schulformen an nationalen und internationalen Projekten teil. Aus dieser Tatsache heraus ergibt sich eine große Erfahrung bei der Organisation und Durchführung internationaler Projekte. Einige Projekte wurden im Rahmen nationaler und europäischer Auswertungen gewürdigt oder prämiert. Die sehr guten Beziehungen zu europäischen Bildungseinrichtungen ermöglichen die Durchführung von Pilotprojekten, Partnerschaftsprojekten und die Zusammenarbeit (Koordination) mehrerer Bildungseinrichtungen miteinander. Das SBSZ Jena – Göschwitz nimmt dabei eine zentrale, koordinierende Stelle ein.
Am SBSZ Jena – Göschwitz gibt es zahlreiche Beispiele für nachhaltige Nutzung der Projektergebnisse internationaler Zusammenarbeit. Hervorzuheben ist die Nutzung der Indikatorenliste für Peer Review Hospitationen im Alltag, zur Verbesserung der Qualität der Reflexion als Basis für die Veränderung des eigenen Unterrichts und zur Findung einer gemeinsamen Diskussionsbasis über pädagogisches Handeln. Weiterhin sind die bilingualen Unterrichtsmodule hervorzuheben. Sie stellen seit Jahren die Basis des bilingualen Unterrichts am Schulzentrum dar. Herr Patzer als Leiter und Kontaktperson des Projekts besitzt 22 Jahre Erfahrung in der Organisation europäischer Projekte.
Das SBSZ Jena – Göschwitz erwarb im Jahre 2010 das Mobilitätszertifikat. Im aktuellen EU Programm ERASMUS+ besitzt das Schulzentrum die Mobility Charta. Beide Auszeichnungen stehen für sehr gute Qualität, Referenzprojekte und „Good practice“.
Die Partnerschulen im Schuljahr 2018/19 sind:
- Szegedi Szakképzés Centrum Móravárosi Szakgimnáziuma és Szakközépiskolája aus Ungarn
- Stredna odborna skola hotelovych sluzieb a obchodu in Zvolen / Slowakei
- CENFIM in Porto / Portugal
- Tartu Kutsehariduskeskus in Estland
- das Lycée Valery Larbaud in Frankreich,
- das Björknäsgymnasiet in Schweden.
Staatliche Berufsbildende Schule für Gesundheit und Soziales Jena
Die Staatliche Berufsbildende Schule für Gesundheit und Soziales Jena (SBBS) wurde 1912 eröffnet und 1961 als Betriebsberufsschule an die Friedrich-Schiller-Universität Jena angeschlossen. Seit 1992 ist die Stadt Jena Träger der SBBS, die in einer Vielzahl von Gesundheitsfach- und sozialen Berufen ausbildet. Der Standort in Jena-Lobeda ist durch die Nähe zum Uniklinikum sehr vorteilhaft.
Schüler und Lehrer können nicht nur hier ideal weitergebildet werden, sondern auch bei Auslandsaufenthalten, die zur interkulturellen Kommunikation zwischen Schulen mit ähnlicher beruflicher Ausrichtung dienen. Das Leben und Lernen in Europa, was den Schülern und Lehrkräften dadurch ermöglicht wird, trug seinen Teil zur Vergabe des Namenszusatz "Europaschule" in den Jahren 2008, 2011 und 2014 bei.
Umsetzung des Europagedankens
Praktikumseinsätze von Auszubildenden in der Krankenpflege, zum Erzieher oder Laborassistent in europäischen Ländern wie Tschechien, Polen, Estland oder Irland finden regelmäßig statt und helfen den Schülern, neue Erfahrungen und wertvolle Erkenntnisse im internationalen Kontext zu sammeln. Diese Auslandspraktika werden von dem EU-Programm Erasmus+ gefördert. Die Erlebnisse der Auszubildenden auf Reisen können dank öffentlicher Tagebucheinträge gut nachvollzogen werden.