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„die melancholie hatte ich schon immer“ – JenaKultur-Blog
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„die melancholie hatte ich schon immer“

Rainald Grebe

Rainald Grebe liest in Jena aus seiner Autobiographie

Morgen ist Rainald Grebe mal wieder in Jena zu Gast. Er präsentiert um 20 Uhr im Volkshaus seine wirklich bewegende und erstaunliche Autobiographie. Wir durften ihm vorab ein paar Fragen schicken. Lesen Sie selbst seine Antworten, in die wir nicht eingegriffen haben.

Lieber Rainald Grebe, 2003 saßen wir hier in Jena zusammen in der Jury zum Jakob-Michael-Reinhold-Lenz-Preis für Dramatik der Stadt Jena. Claudius Lünstedt gewann damals mit „Musst boxen“. Ich erinnere mich lebhaft und gern, weil ich (eher Theoretikerin) von Euch Praktikern so viel gelernt habe. Aber das nur am Rande, denn ich nutze diesen Einstieg lediglich, um zu begründen, weshalb ich mich erfreche, Dich zu duzen, so wie wir uns eben damals alle geduzt haben. Fragen möchte ich zuallererst folgendes. In unregelmäßigen Abständen kommst Du (zu Auftritten) zurück nach Jena, in dem Du Dir seit 1999 erste berufliche Sporen verdient hast, um dann Deine fulminante Karriere zu starten. Ihr wart dabei eine so überaus potente Theaterhaus-Crew, u.a. auch mit René Marek und Claudia Bauer. War es diese Ansammlung von besonders kreativen Köpfen in einem experimentellen Umfeld, die jeden von euch zu Höchstleistungen getrieben hat?

R.G. es waren gute leute die zum ersten mal sich ausprobieren durften, das erste mal darf man nicht unterschätzen, wenn wir zum zweiten mal einen neuanfang gemacht hätten, was wäre das geworden?

Dass Du diese Zeit als sehr prägend und wichtig empfunden hast, wissen wir aus anderen Verlautbarungen, fragen deshalb nicht noch einmal, was Jena Dir ist. Eher interessiert uns, ob Du, wenn Du heute kommst, Veränderungen an und in der Stadt wahrnimmst? Welche? Positive? Und: Hast Du hierher noch besondere Bande? Was machst Du außerhalb der Auftritte? Gibt es jemanden oder etwas, den oder das Du hier aufsuchst? Wen oder was? 

R.G. die veränderungen kann ich nicht sagen, weil ich noch nicht in der stadt bin, aber kein ice bahnhof, gewisse baulücken, die guten brachen, zu gebaut, darauf läufts hinaus. ich werd wahrscheinlich bei meiner alten wohnung neugasse 29 vorbeischaun. bestimmt alles neu und anders und gibts den china imbiss nebenan noch? 

Die Neugasse 29 ist immer noch ein Wohnhaus, in dem Mitarbeiter:innen vom Theaterhaus unterkommen können. Und ja, auch den Imbiss gibt es noch!! —
Du kommst diesmal nicht mit einem Konzert, sondern mit Deiner Autobiographie. Du wirst also lesen. Oder worauf kann sich das Publikum freuen?

R.G. das publikum kann sich auf die autobiografie und n paar klavierbeitäge ja was? freuen? das gibts… 

Apropos Autobiographie! Ich gebe zu, sie hat mich in mehrerlei Hinsicht sehr überrascht und beeindruckt. Überrascht, weil ich, um ehrlich zu sein, komplett auf Klamauk eingestellt war, und dann auf eine sehr tiefsinnige, doppelbödige Selbstbefragung gestoßen bin. Die Melancholie, die ich in all dem auch durchaus Heiterem gefunden habe, hängt ganz gewiss mit Deiner Krankheit zusammen, die im Fachjargon so harmlos Vaskulitis heißt, aber lebensbedrohlich ist. Wie lebst Du damit?

R.G. die melancholie hatte ich schon immer, sie verstärkt sich mit dem alter und der krankheit. momentan hab ich eine gute phase und ich kann fast alles machen...

Beeindruckt hat mich, wie Du mit Sprachmalerei, so möchte ich es nicht ganz treffend umschreiben, versucht hast, das, was diese Krankheit mit Dir macht, über Sprache und Worte an die Leserschaft zu transportieren. Ich finde, das ist Dir hervorragend gelungen. Jeder, der schreibt oder künstlerisch tätig ist, hat ein besonderes Sendungsbewusstsein. Was würdest Du als die Hauptbotschaft Deiner Autobiographie an uns alle bezeichnen? Oder ging es Dir doch „nur“ um eine Selbstverständigung während der Zeit der Reha? 

R.G. botschaft weiss ich nicht, es ging eher um die herausforderung, aus einer autobiografie literatur zu machen, fragt sich obs gelungen ist… 

Lieber Rainald Grebe, wir wünschen Dir von Herzen alles Gute und noch ein langes kreatives Leben. Und dieser Wunsch ist ziemlich egoistisch, denn wir möchten noch sehr oft mit Dir und über Dich lachen. Denn Lachen ist leider ein so knappes Gut geworden, da tut es so unendlich gut, wenn man merkt, wie sich allein bei Liedzeilen wie „Ich bin der Präsident“ oder „Im Thüringen Wald essen sie noch Hunde“ die Mundwinkel unwillkürlich nach oben bewegen. Danke für alles! Und gaaaanz viel Gesundheit.

Liebe Leser:innen, noch können Sie online Karten für die Veranstaltung mit Rainald Grebe erwerben! Oder Sie kommen an die Abendkasse im Volkshaus. Wir wünschen allen Grebe-Fans jedenfalls einen vergnüglichen und inspirierenden Abend!

(Anmerkung: Die Fragen stellte Birgit Liebold, bei JenaKultur zuständig u.a. für den JMR-Lenz-Preis für Dramatik der Stadt Jena)

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