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Auswertung 2023, Ausblick 2024 – JenaKultur-Blog
JenaKultur-Werkleitung mit Friedrun Vollmer, Carsten Müller, Jana Gründig, sitzen auf einer kleinen Couch vor einem Fenster

Der erste Blogbeitrag des Jahres soll einen Rückblick auf 2023 und einen Ausblick auf 2024 geben. Dafür haben wir unserer nun wieder 3-köpfigen Werkleitung kürzlich ein paar Fragen gestellt und sie gebeten, sie uns und Ihnen zu beantworten.

Wenn wir auf das vergangene Jahr blicken…

Woran erinnern Sie sich zuerst? Woran erinnern Sie sich am liebsten?

Friedrun Vollmer: Für mich war das letzte Jahr geprägt durch den Bewerbungsprozess auf die Werkleitung und damit verbunden eine stetige Annäherung an den Eigenbetrieb: was ist ähnlich dem, was ich von früher kenne, was ist ganz neu, wo gab oder gibt es inhaltliche Entwicklungen, die noch weiter verstärkt und vertieft werden können, wo aber auch Schwierigkeiten und Verwerfungen – und sind diese zu heilen? Mit immer größerem Interesse habe ich wahrgenommen, was für ein kreativer Kosmos JenaKultur ist, welche Strahlkraft nach außen, aber auch Anforderungen nach innen existieren. Und als dann die Wahl des Stadtrates einstimmig auf meine Person fiel, war ich überglücklich – und zugleich traurig, in Münster Vertrautes zurücklassen zu müssen und zu wissen, dass ich nicht alles werde abschließen können, was mir auch dort an Weiterentwicklung in der Westfälischen Schule für Musik sehr wichtig war. Und ich bin dankbar, wie ich bei JenaKultur empfangen wurde und auf welche Unterstützung ich erhalten habe – besonders von meiner Mit-Werkleitung und unserem Vorzimmer –, um mich schnell (wieder) einleben und mitarbeiten zu können.

Friedrun Vollmer Portrait bunt
JenaKultur, H. Gumpert: Friedrun Vollmer

Wie würden Sie das vergangene Jahr reflektieren?

Carsten Müller und Jana Gründig: 2023 war ein sehr gutes Jahr für JenaKultur. Nach drei Jahren voller Krisen haben wir endlich wieder mit ganzer Kraft Kultur für Jena produzieren können. Und das sehr erfolgreich. Die Jenaer Philharmonie hat hervorragende Konzerte vor vollen Häusern gespielt. Das Volkshaus hat sich bereits im ersten Betriebsjahr nach der Komplettsanierung als Kongresszentrum etabliert. Das Tourismusmarketing hat die Auszeichnung der Saale-Horizontale als „Deutschlands schönsten Wanderweg“ nach Jena geholt. Wir konnten das neue Musik- und Kunstschulgesetz und die daraus resultierende neue Personalstruktur in der Musik- und Kunstschule pünktlich zum Schuljahresstart umsetzen. Ähnlich erfolgreich sind die Prozesse in der Ernst-Abbe-Bücherei gelaufen. Die Voraussetzungen für den für März 2024 geplanten Umzug und Start im Neubau am Engelplatz sind bestens geschaffen. Die Volkshochschule hat mit dem Start ihres SMARTCity-Projektes begonnen und auch den Kursbetrieb wieder auf ein sehr stabiles Niveau gebracht. Wir haben das Inklusionsfestival „Schranken los!“ mit viel positivem Feedback realisiert. Die Kunstsammlung hat mit „Der große Schwof“ eine der besten Ausstellungen seit Jahren realisiert. Die Stadtfeste sind sehr gut gelaufen und, natürlich, wir hatten großartige Künstler:innen auf der KulturArena. Und letztlich haben wir die Neustruktur in der Werkleitung umgesetzt.  Aber auch im wichtigen Alltäglichen wird viel Erfolgreiches geleistet. Das Raumschiff „JenaKultur“ fährt mit seiner fast 300-köpfigen Crew wieder mit voller Kraft.

 

Raumschiff JenaKultur mit allen Einrichtungen an Board, Grafik, bunt
skop: Das Raumschiff JenaKultur bricht auf zu neuen Horizonten

Was war die größte Herausforderung für JenaKultur?

Carsten Müller und Jana Gründig: Die größte Herausforderung war und ist, dass unsere Kolleg:innen diese ganzen positiven Entwicklungen auch schultern können. Hinter den Erfolgen des vergangenen Jahres steckt ein immenser Kraftakt unserer Teams. Der Fachkräftemangel geht auch an uns nicht spurlos vorbei, so dass oft weniger Schultern, das IST und das MEHR an Aufgaben zu bewältigen haben. Vor allem auch im Maschinenraum des Raumschiffs „JenaKultur“. Dort an den Stellen, die nicht im Rampenlicht stehen, aber ohne die es nicht geht. Was beispielsweise die Kolleginnen im Bereich Personal/Organisation oder auch im Controlling und Buchhaltung geleistet haben, war angesichts der komplexen Neustrukturierungen und der Welle an Vergaben infolge der Entwicklungsprojekte enorm und bleibt herausfordernd. Aber auch unser Tourismusservice als zentrale Vertriebseinheit unseres Ticketings ist an dieser Stelle zu nennen. Er ist der Seismograph für Kundenstimmungen. Im Positiven, aber manchmal auch im Negativen. Das verlangt von den Kolleg:innen oft viel Geduld und mentale Stärke. Und natürlich unser Marketing-Team, die gemeinsam mit der Unternehmenskommunikation einen intensiven Prozess des Marken- und CD-Relaunches von JenaKultur umgesetzt haben und vor allem auch die immer komplexer werdende digitale Kommunikation des Eigenbetriebes hervorragend geführt haben.

Worauf können wir als JenaKultur stolz sein?

Friedrun Vollmer:

Auf alle unsere Mitarbeitenden: auf, vor oder hinter den Bühnen, in der Jena Tourist-Information, in den Unterrichtsräumen oder Veranstaltungshäusern, vor den PCs im Volksbad … erst die Energie und Aktivität, aber auch das inner-Beteiligtsein aller zusammen ergibt die große Sinfonie und den Wohlklang. Auf den Rückhalt und die Unterstützung durch die Stadtpolitiker:innen. Auf all die Künstler:innen, Markthändler:innen, Gewerbetreibenden und Partner:innen innerhalb der Stadt und aus der Region, mit denen in der ganzen Bandbreite des JenaKultur-Portfolios zusammengearbeitet wird

Welche Begegnung ist Ihnen am meisten im Gedächtnis geblieben?

Carsten Müller (lacht): Definitiv der Moment als ich Friedrun nach all den Jahren das erste Mal in unserem gemeinsamen Büro wiedergesehen habe. Das war ein sehr gutes Gefühl, was sich nach drei Monaten auch nicht geändert hat. Im Gegenteil. Ich spüre wieder einen wirklichen Teamgeist in der JenaKultur-Werkleitung und dafür bin ich Jana Gründig und Friedrun Vollmer sehr dankbar.

Carsten Müller und Friedrun Vollmer schwarz-weiß
JenaKultur, H. Gumpert: Doppelspitze: Carsten Müller und Friedrun Vollmer

Schauen wir auf das neue Jahr, auf 2024…

Wo/wie sind Sie ins neue Jahr gerutscht?

Carsten Müller: In Jena, mit Freunden, entspannt.

Jana Gründig: Außerhalb von Europa, entspannt als Urlaubsauftakt.

Was erwartet die Jenenser:innen und Jenaer:innen in diesem Jahr kulturell? Auf welches Highlight/welche Highlights freuen Sie sich am meisten?

Carsten Müller: Ich freue mich außerordentlich, dass wir am 25. März 2024 endlich den Neubau der Ernst-Abbe-Bibliothek eröffnen dürfen. Nach fast zehn Jahren geht ein langer, intensiver Prozess zu Ende, der von allen Beteiligten auch alles an Kraft und Emotionen, die der Mensch kennt, gefordert hat. Ich erinnere mich noch gut an die Mühen des Grundsatzbeschlusses zum Bibliotheksneubau, den ich 2015/16 als Interims-Werkleiter gemeinsam mit vielen Partner:innen auf den Weg gebracht habe. Der Bibliotheksneubau hat die erfolgreiche Volkshaussanierung bzw. den Teilumbau zu einem Kongresszentrum und die Standortsicherung für die KulturArena erst möglich gemacht. Ein Marathonlauf, der letztlich für Jena einen großartigen Ort der Begegnung und Bildung entstehen lässt. Und stellvertretend für alle Kolleg:innen bei JenaKultur, KIJ und den vielen anderen städtischen Bereichen sowie den Partnern in der Politik, die an diesem Jahrhundertprojekt mitgewirkt haben, ziehe ich meinen Hut vor unserer EAB-Direktorin Katja Müller, die maßgeblich die Vision einer neuen Bibliothek entwickelt hat und für die Umsetzung dieser Vision gekämpft und oft auch gelitten hat. Gleichzeitig hat sie ihre Einrichtung und die Kolleg:innen durch die Pandemie gebracht und das Tagesgeschäft geleitet. Das ist beispielhaft und dafür zolle ich ihr meinen tiefsten Respekt.

Welche Hürden gilt es zu meistern?

Carsten Müller: Den langen, geduldigen Weg der neuen Zuschussperiode mit einem hoffentlich positiven Ergebnis für JenaKultur und die Kultur in Jena. Für mich ist es jetzt die dritte Zuschussverhandlung, die ich als Mitglied der Werkleitung begleiten darf. Die Rahmenbedingungen sind herausfordernd. Die Kultur hat wie viele volkswirtschaftliche Bereiche mit immensen Kostensteigerungen zu kämpfen, die nicht über proportionale Einnahmensteigerungen kompensierbar sind. D.h. dass die derzeitige Zuschussgröße in Höhe von rund 23 Millionen Euro pro Jahr weiter steigen wird und deshalb die Diskussionen mit den politischen Partnern noch anspruchsvoller werden. Zumal wir vor den Kommunalwahlen nicht wissen, wer nach den Kommunalwahlen unsere Gesprächspartner sind, wie sich Mehrheitsverhältnisse im Stadtrat gestalten und daraus mögliche andere Schwerpunkte bei der Entscheidungsfindung heraus resultieren. Es ist das erste Mal, dass JenaKultur-Zuschussverhandlung und Wahljahr zusammenfallen. Das gilt übrigens auch für die Landesebene.

Carsten Müller Portrait schwarz-weiß
JenaKultur, H. Gumpert: Carsten Müller 

Welche großen Projekte stehen in den nächsten Jahren an?

Friedrun Vollmer: Vor allem habe ich Respekt vor dem, was vor uns liegt im Superwahljahr, und was vor Auflösung des Stadtrates noch auf den Weg zu bringen ist: Eine erste Lesung der wichtigsten Prämissen zur Zuschussvereinbarung 2025-2028, damit verbunden eine Fertigstellung aller konzeptionellen Prozesse (Museen, Märkte, Bücherei, Update Kulturkonzeption Jena). Aber ich sehe auch mit Freude auf die Jubiläen mit Mahlers 8. Sinfonie zu 90 Jahre Jenaer Philharmonie oder dem Tag der offenen Tür in der Villa Rosenthal zu derer 15-jährigen Öffnung unter dem Dach von JenaKultur.

Für mich persönlich ist es die besondere Aufgabe, das „Neue“ in der Führungsspitze: das es jetzt eine Werkleiterin gibt, die für das weite Feld der kulturellen Bildung verantwortlich zeichnet, umzusetzen. Und auch hier nicht additiv zu denken, im Schaffen von noch mehr Neuem, sondern vermittelnd zu wirken: schon vorhandene Angebote und Netzwerke sichtbar zu machen oder dort Kontakte zu knüpfen, wo es sinnvoll und notwendig ist. Und im Sinne der Nutzer:innen eine Übersicht zu schaffen, der es möglich macht, passgenauer individuelle Wünsche zur kulturellen Selbstentfaltung quer durch die Generationen befriedigen und den eigenen kreativen Horizont erweitern zu können – und somit auch mehr kulturelle Teilhabe und Vielfalt zu ermöglichen.

Jana Gründig: Letztlich gilt es auch, den Fokus in den Maschinenraum des „Raumschiffes“ zu richten.

Gibt es Vorsätze? Persönliche Ziele?

Friedrun Vollmer: Unser für 2024 und die kommenden Jahre gesetztes Motto: „Qualität vor Quantität“ ist Anspruch und Arbeitsauftrag zugleich, weil es zum einen unser „kulturelles Wertversprechen“ herausfordert, zugleich aber auch unsere Mitarbeitenden und unsere Unternehmenskultur in den Blick und Mittelpunkt stellt.

Gibt es Fragen, die Ihnen immer wieder gestellt werden?

Carsten Müller: Ja, und zwar „Erhält die Jenaer Philharmonie ein neues Probenzentrum und wenn ja, wo?“ Wir werden diese Frage in diesem Jahr final beantworten und jetzt, zum Jahresbeginn die zweite Projektphase starten. Die zweitmeistgestellte Frage in 2023 war: „Wann eröffnet die Bibliothek?“. Aber dazu konnte ich ja schon antworten.

 

Vielen Dank für das Interview! Wir freuen uns auf ein grandioses 2024…

Carsten Müller, der bereits seit 2008 bei JenaKultur ist, verantwortet dabei den Bereich Zentrales Management, Marketing und Tourismus und Friedrun Vollmer, die seit Ende 2023 zurück bei JenaKultur ist, den Bereich der Kulturentwicklung und der kulturellen Bildung. Ergänzt wird die Doppelspitze durch die kaufmännische Leiterin und stellvertretende Werkleiterin Jana Gründig (seit 2021).

Werkleitung JenaKultur in schwarz-weiß, alle lachen
JenaKultur, H. Gumpert: Werkleitung JenaKultur
  1. Jochen Wich

    Sehr geehrte Werkleitung,
    gerne möchte ich noch einmal den Faden zu meinem Musiktheaterstück „Das verlorene leben des Matthias D.“ (Komposition: Jochen Wich, Libretto: Martin Morgner) über den Jenaer DDR-Oppositionellen Matthias Domaschk aufnehmen, denn es handelt sich hierbei um reale Jenaer Geschichte. Das Stück ist von der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ Weimar musikwissenschaftlich begutachtet worden (Gutachten liegt vor).
    Es steht beispielhaft für den Unterschied von Diktatur und Demokratie und es zeichnet daher auch eine politische Dimension ab, welche in der aktuellen Diskussion um unsere demokratischen Verhältnisse und gesellschaftlichen Strukturen von erheblicher Bedeutung ist.
    Ich würde mich freuen, wenn Sie mir Gelegenheit geben würden, Ihnen das Werk in Ihren Räumlichkeiten näher vorzustellen.
    Mit freundlichen Grüßen
    Jochen Wich

    • Sehr geehrter Herr Wich, danke für Ihre Nachricht und Ihnen natürlich ein gutes neues Jahr. Sie wissen, dass wir uns bereits mit Ihrem Musiktheaterstück beschäftigt haben. Gleichwohl senden wir Ihre Rückfrage gern an unsere Werkleitung weiter. Vielleicht finden sich Möglichkeiten der Aufführung? Das Thema finden wir in jedem Fall sehr interessant.
      Mit freundlichen Grüßen
      Das JenaKultur-Blog-Redaktionsteam

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