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Das verschwundene Becherbildnis – JenaKultur-Blog
Becherbüste, 1983

Großes Engagement führt zur Wiederaufstellung der Bronzebüste Johannes R. Bechers

Im Verwaltungsbereich der Stadt Jena befand sich bis vor einigen Jahren eine aus Bronze gearbeitete Büste mit dem Porträt des berühmten Dichters der DDR-Nationalhymne, ehemaligen DDR-Kulturministers und Jenaer Ehrenbürgers Johannes R. Becher. Geschaffen hat das Bildnis der bedeutende DDR-Bildhauer Fritz Cremer im Jahre 1958. Jena erhielt die ca. 50 cm hohe Büste von Lilly Becher 1966 geschenkt. Sie befand sich zunächst am Fürstengraben in der Reihe der Professorenbildnisse. 1982 wurde sie vor das damals neue Studentenwohnheim mit dem Namen „Johannes R. Becher“ in der Schlegelstraße in Lobeda-Ost versetzt und in einer Grünanlage integriert.

2004 wurde die Büste von unbekannten Tätern gestohlen. Trotz umfangreicher polizeilicher Ermittlungen konnte sie nicht wieder aufgefunden werden – die Täter wurden bis heute nicht ermittelt.

Im Zusammenhang mit der Ausstellung zum 125. Geburtstag des Dichters im Romantikerhaus Jena im November 2016 kam die Idee auf, die gestohlene Bronzebüste in einer Nachbildung wieder aufzustellen. Als Vorlage konnte ein Porträt in der gleichen Ausführung in der Kunstsammlung der Akademie der Künste in Berlin ausfindig gemacht werden.

Mit dem Einverständnis der Tochter Cremers, Katrine Cremer, wird nun eine Kopie der Bronzebüste in einer Berliner Bronzegießerei erstellt, die im Herbst diesen Jahres aufgestellt und am 11. Oktober 2019, Bechers Todestag, eingeweiht werden soll. Ort der Aufstellung ist der Ortsteil Winzerla, explizit an einem prominenten Standort in der namengebenden Johannes-R.-Becher-Straße. Zur Wiederaufstellung der Büste hat sich eine Bürgerinitiative gegründet, die bis dato über 3.000 Euro eingeworben hat. Federführend ist die Jenaerin Roswitha Krause, die mit großem Engagement der Motor dieser Initiative ist. Darüber hinaus trägt die Sparkassenstiftung Jena-Saale-Holzland 1.000 Euro bei. Weiterhin wurden 4.000 Euro Lottomittel durch den Neuen Lesehallenverein e. V. beantragt und inzwischen auch bewilligt. Dank dieser tatkräftigen Unterstützung steht bereits die Hälfte der zur Wiedererrichtung notwendigen finanziellen Mittel zur Verfügung. Die andere Hälfte wird durch JenaKultur getragen.

Johannes R. Becher
Johannes R. Becher © Jens-FietjeDwars, Romantikerhaus

Filmpräsentation und Podiumsdiskussion als Begleitprogramm

Bechers Leben und Wirken wird auf Grund seiner Tätigkeit als DDR-Politiker und seiner Funktion als DDR-Kulturminister nach wie vor in der Öffentlichkeit sehr kontrovers diskutiert. Deshalb soll die Wiederaufstellung seiner Büste im Jenaer Stadtraum nicht unkommentiert bleiben. Begleitend zur Einweihung des Bronzeporträts sind eine Filmvorführung sowie eine Podiumsdiskussion im Schillerhof am 9. Oktober 2019 geplant.

In Kooperation mit dem Film e. V. wird der DEFA-Film „Abschied“ von Egon Günther – eine Literaturverfilmung nach dem gleichnamigen Roman Bechers aus dem Jahre 1968 – gezeigt. Die anschließende Podiumsdiskussion mit kompetenten Gästen wird versuchen, die unterschiedlichen und oft gegensätzlich erscheinenden Facetten des Kulturpolitikers und Dichters zu beleuchten.

Nicht nur die politische und literarische Ebene soll Diskussionspunkt sein. Es interessiert genauso Bechers individuelle Biografie aus psychologischer Sicht, die mit dem Selbstmordversuch als junger Mensch mit 19 Jahren, dem Vorbild Heinrich von Kleists nacheifernd, und seiner Morphiumsucht in jungen Jahren entscheidend geprägt war.

Zu den Gesprächsteilnehmern zählt somit unter anderen neben dem Buch- und Filmautor sowie Becher-Kenner Jens-Fietje Dwars und dem Stadthistoriker Rüdiger Stutz auch der Kommunikationspsychologe Wolfgang Frindte.

Wir freuen uns, bei den Veranstaltungen und darüber hinaus mit Ihnen ins Gespräch zu kommen!

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Nachtrag: Die Einweihung der Nachbildung der Bronzebüste von Johannes R. Becher erfolgt am Freitag, dem 11. Oktober 2019 um 11 in Jena-Winzerla, Grünfläche Johannes-R.-Becher-Straße, Ecke Oßmaritzer Straße.

Es sprechen: Jonas zipf (Werkleiter JenaKultur), Dr. Mathias Mieth (Germanist und Lehrer), Katrine Cremer (Tochter des Künstler Fritz Cremer)
Musik: Klarinetten-Trio der Musik- und Kunstschule Jena

Wir freuen uns auf Sie!

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